Armer Benedikt: Wenn das Paulchen den Papst hintergeht …. und wenn 80-Jährige ermitteln



Veröffentlicht am 26. Mai 2012 von

Papa Ratzi

Der eine oder andere von unseren strafblog-Lesern weiß vielleicht, dass auch der Vatikan eine Polizei und eine Gerichtsbarkeit unterhält. Straftaten werden halt überall auf der Welt begangen, selbst der heilige Stuhl ist nicht davor gefeit. Und jetzt hat´s da mächtig gerappelt im Karton. Die Gendarmerie des Vatikans hat nämlich einen Mitarbeiter des Papstes festgenommen, der zu dessen engsten Vertrauten gehörte und der dem guten Josef Ratzinger so nahe gekommen ist wie sonst kaum einer. „Paoletto“, zu deutsch „Paulchen“, wurde der Mann in der sogenannten päpstlichen Familie, dem engsten Kreis um den deutschen Papst, genannt, sein richtiger Name lautet Paolo Gabriele. Er war laut welt.de Kammerdiener und Majordomus von „Papa Ratzi“ und hatte das Privileg, dessen Privatgemächer zu betreten, ihm beim Aufstehen und Ankleiden zu helfen, ihm das Essen zu servieren und mit ihm am Tisch zu sitzen. Wenn der Pontifex in seinem offenen Mercedes chauffiert wurde, saß Paulchen oft neben dem Fahrer und vor dem päpstlichen Privatsekretär Monsignore Georg Gänswein. Er begleitete den Papst bei seinen Reisen und hatte – so welt.de – Zugang zu den Schlüsseln seiner privatesten Welt.

Über all diese Schilderung hätte ich jetzt fast vergessen mitzuteilen, warum das Paulchen festgenommen wurde. Dem verheirateten dreifachen Familienvater wird nämlich ein schrecklicher Geheimnisverrat zur Last gelegt. Er soll Dutzende vertrauliche Schreiben des Papstes entwendet und einem Journalisten zugespielt haben, der diese in einem Enthüllungsbuch als Facsimile verarbeitet haben soll. Der pietätlose Schreiberling heißt Gianluigi Nuzzi und sein Buch hat er spektakulär mit dem Titel „ „SUA SANTITÁ  – Le Carte Segrete di Benedetto XVI.“  (Seine Heiligkeit – die geheimen Briefe Benedikts XVI.) versehen. Gezielte Indiskretion aus dem Vatikan hatten seit Anfang dieses Jahres für Aufsehen gesorgt, heißt es, der vatikanische Pressesprecher Pater Federico Lombardi SJ habe dafür schon vor Monaten den Begriff „Vatileaks“ geprägt.

Damit das unselige Spiel ein Ende nimmt, hatte Benedikt vor einigen Wochen eine erfahrene Untersuchungskommission eingesetzt, die zwar von manch einem belächelt wurde, jetzt aber zu einem beachtlichen Erfolg gekommen ist. Erfahren ist die Kommission vor allem deshalb, weil sie aus drei altehrwürdigen Herren besteht, nämlich den 82-jährigen Julian Herranz und Salvatore di Giorgi sowie dem 88-jährigen Josef Tomko. Und die haben sich zusammengesetzt, ihren Menschenverstand und all ihre Kombinationskünste eingesetzt und der Polizei den richtigen Weg gewiesen.

Von Paulchen wird berichtet, dass er im Grunde geständig sei. Viel anderes sei ihm aber auch nicht übrig geblieben, weil man bei der Durchsuchung seines Hauses eine ganze Reihe klassifizierter Dokumente gefunden habe, die sich bestens in die 30 Facsimileabdrucke einreihen, die Nuzzi in seinem Enthüllungsbuch abgedruckt hat.

Im Zuge der Ermittlungen ist übrigens auch der Präsident der Vatikanbank, Dottore Ettore Gotti Tedeschi (welch ein Name!) zurückgetreten, nachdem ihm der Aufsichtsrat das Misstrauen ausgesprochen hatte. Er werde jeden verklagen, der ihn mit dem Geheimnisverrat in Zusammenhang bringe, soll der Dottore gedroht haben, ansonsten wolle er sich gegen die Vorwürfe „aus Liebe zum Papst“ nicht verteidigen. Welch noble Geste, fährt es mir durch den Kopf, wenn ich das lese, und deshalb verzichte ich ebenfalls aus Liebe zum Papst darauf, die Angelegenheit noch weiter zu kommentieren.

Obwohl, …. ich würde ja gerne wissen, was der Nuzzi über die geheimen Dokumente des Papstes geschrieben hat. Also, was da drin steht, meine ich. Hat der Papst etwa irgendwelche sexuellen Deviancen oder sonstige geheime Süchte zu Papier gebracht oder gibt es darin andere bahnbrechende Erkenntnisse, welche seine Unfehlbarkeit in Zweifel ziehen lassen?  Als guter Deutscher will ich das nicht hoffen, schließlich haben wir nicht so viele Landsleute, die an der Spitze von Weltorganisationen stehen. Und da brauchen wir den Papa Ratzi mehr denn je, jetzt, wo die Bayern die Championsleague  vergeigt haben. Irgendwo müssen wir ja Spitze sein, finde ich …


Kategorie: Strafblog
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