Die gute Nachricht: Die Polizei hat den Mann, der heute in Düsseldorf und Erkrath zwei Frauen erschossen und mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt hat, gefasst. Wie in der Fernsehsendung „Hallo Deutschland“ und in verschiedenen Pressemedien berichtet wurde, soll es sich bei dem Täter um einen in Shanghai geborenen 48-jährigen Mann handeln, der entgegen ersten Meldung wohl kein Kampfsportler ist.
Die schlimmen Fakten: Zwei Frauen, darunter eine Düsseldorfer Kollegin, die früher einmal als Staatsanwältin gearbeitet hat, und eine Rechtsanwaltsangestellte aus Erkrath, sind tot. Ein Mann – möglicherweise auch ein Kollege – ist schwer verletzt, einige andere Personen hat es wohl nicht ganz so schlimm getroffen.
In einer Pizzeria im rund 80 Kilometer von Düsseldorf entfernten Goch hat ein Sondereinsatzkommando der Flucht des Täters ein Ende gesetzt. Dort soll der Mann auch noch eine Gaswaffe eingesetzt haben.
Hintergrund der Taten scheint eine familienrechtliche Streitigkeit, vermutlich ein Scheidungsverfahren, zu sein. Der wegen Körperverletzung vorbestrafte Mann hatte dem Vernehmen nach die zu Tode gekommene Anwältin mit seiner Vertretung beauftragt. Ob er von dort in die Erkrather Kanzlei gewechselt ist oder ob vielleicht seine Frau von dieser vertreten wurde, ist unklar. Jedenfalls war der Mann mit dem Verlauf des Rechtsstreits offensichtlich unzufrieden und hat die beteiligten Anwälte dafür auf brutale Weise verantwortlich gemacht.
Mit dem Inhaber der Pizzeria in Goch soll er auch noch eine Rechnung offen gehabt haben, heißt es in Presseberichten. Der kann froh sein, dass ihm nicht ähnlich Schlimmes wie den anderen Opfern widerfahren ist.
Familienrechtsanwälte leben offensichtlich deutlich gefährlicher als wir Strafverteidiger. Immer wieder mal ist zu hören und zu lesen, dass psychisch aufgewühlte Mandanten in Familienrechtsstreitigkeit gegen die beteiligten Anwälte übergriffig werden oder dies zumindest androhen, während Strafrechtler nur relativ selten zu Opfern werden. Trennungen und Scheidungen und die damit verbundenen emotionalen und finanziellen Belastungen werden als Angriff auf das Ego empfunden und lösen bisweilen erhebliche Aggressionen auf. Man(n) sucht einen Schuldigen für seine Malaise, im Zweifel muss auch mal der Anwalt dafür herhalten. Im Strafrecht gibt´s das natürlich auch, aber halt seltener.
Ich selbst war vor Jahren einmal in einer strafrechtlichen Hauptverhandlung vor dem Frankfurter Landgericht tätig, als im Gerichtsgebäude Schüsse fielen. Ein paar Sitzungsäle weiter hatte ein durchgedrehter Polizist in einer familienrechtlichen Verhandlung mit seiner Dienstwaffe auf eine Anwältin und auf die Richterin geschossen. Eine von beiden ist damals ums Leben gekommen, ich weiß heute nicht mehr genau, wer es war. Aber das Ereignis kommt mir immer wieder hoch, wenn ich von Vorfällen wie heute höre.
Meine Anteilnahme gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Schrecklich!
Kategorie: Strafblog
Permalink: Familienrechtsanwälte leben gefährlich: Rechtsanwältin und Rechtsanwaltsfachangestellte von durchgeknalltem Mandanten erschossen
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vor: Nazi-Kunstraub auf Clooney-Art: Mal flapsig, mal ernst, aber allemal...
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