Hamburger Piratenprozess: Deutsch-amerikanischer Journalist in somalischer Geiselhaft



Veröffentlicht am 1. Februar 2012 von

Michael Scott Moore, ein deutsch-amerikanischer Journalist, der über viele Monate hinweg den Hamburger Piratenprozess beobachtet und für die englische Ausgabe von Spiegel-Online berichtet hat, ist bei Recherchen vor Ort in Somalia am vorletzten Wochenende von Piraten überfallen und gekidnapped worden, wie www.somaliareport.com berichtet. Nachdem amerikanische Navy-Seals wenige Tage danach die Amerikanerin Jessica Buchanan (32) und den Dänen Poul Hagen Thisted (60), die schon am 25. Oktober verschleppt worden waren, aus der Hand von Piraten befreit und dabei 9 Bewacher getötet haben, hängt sein Leben wohl an einem seidenen Faden.

Michael, mit dem ich anlässlich des Verfahrens viele fruchtbare Gespräche geführt und in mancher Mittagspause zusammen gesessen habe, hatte sachlich und mit viel Verständnis für die elenden Lebensbedingen der Angeklagten über den „Piratenprozess“ berichtet und war zu Recherchen vor Ort nach Somalia gereist, um sich einen persönlichen Eindruck über die Verhältnisse vor Ort zu verschaffen und journalistisches Material zu sammeln. Am 21.01.2012 wurde er südlich von Galkayo im Distrikt Galmudug von 15 bewaffneten Männer gefangen genommen und nach mehreren Zwischenaufenthalten nach Ceel Huur 50 Kilometer östlich von Haradhere verbracht. Bemühungen des Präsidenten der Region Galmudug und vonMitgliedern des Ältestenrats um seine Freilassung scheiterten. Nach der Militäraktion gegen die Entführer von Jessica Buchanan und Poul Hagen Thisted ist Michael unter starker Bewachung in das winzige Dorf Hareeri Farah verbracht worden, wo er von zahlreichen Männern bewacht wird.

Inzwischen haben die Entführer um den bekannten Bandenchef Ali Duulaaye eine Lösegeldforderung in Höhe von 8 Millionen US-Dollar erhoben. Gleichzeit warnten sie durch ihren Sprecher vor einem militärischen Eingreifen, das zu fatalen Folgen führen könne.

Alle Verteidiger, die Michael Scott Moore während des Verfahrens kennen gelernt haben, sind außerordentlich besorgt über die Situation. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass mit Michael ein Journalist gekidnapped wurde, der mit Mut und Engagement vorurteilslos über das soziale Elend in Somalia und über die sozioökonomischen Ursachen der Piraterie berichtet hat.

Unsere ganze Solidarität gilt Michael Scott Moore.


Kategorie: Strafblog
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