Lebenslange Freiheitsstrafe für Michael Dunn: Mord wegen zu lauter Musik



Veröffentlicht am 20. Oktober 2014 von

Rainer Pohlen

Rainer Pohlen

Wenn ein weißer US-Bürger, sei es ein Polizist oder ein Zivilist, einen Schwarzen erschießt, dann kommt es – diesen Eindruck vermittelt zumindest die bei uns veröffentlichte Berichterstattung – nur eher selten zu einer Verurteilung, und wenn doch, dann fällt sie zumeist reichlich milde aus. Zuletzt hatte der Fall des Jugendlichen Trayvon Martin bei vielen Schwarzen, aber auch bei weißen Bürgerrechtlern Empörung ausgelöst, weil ein weißer Nachbarschaftswächter den unbewaffneten Jungen ohne nachvollziehbaren Grund erschossen hatte und dennoch von einer Geschworenenjury freigesprochen worden war.

Dass es auch anders sein kann, hat laut spiegel-online jetzt ein Gericht in Jacksonville/Florida bewiesen. Wegen Mordes an dem 17-jährigen schwarzen Jordan Davis hat es gegen den 47-jährigen Michael Dunn eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt. Dunn war im September 2014  in einem neu aufgerollten Verfahren wegen Mordes schuldig gesprochen worden, nachdem die Geschworenen sich in einem ersten Prozess im April „nur“ auf dreifachen versuchten Mord hatten verständigen können. In Florida wird das Urteil in 2 Stufen verkündet. Zunächst entscheidet eine Jury über die Schuld, dann wird der Prozess unterbrochen (sog. „Schuld-Interlocut“), und dann setzt der Berufsrichter das Strafmaß fest.

Was war geschehen? Im November 2012 war Dunn dem Bericht zufolge mit seiner Freundin auf den Parkplatz eines Geschäftes gefahren, um eine Flasche Wein zu kaufen. In der Nähe saßen ein paar junge Leute, alle schwarz,  in einem Auto und hatten laut Musik aufgedreht. „Thug-Music“ – Gangster-Musik sei das gewesen, meinte Dunn später. Es gab wohl ein Wortgefecht mit dem 17-jährigen Tatopfer, was Dunn zum Anlass nahm, mit seiner mitgeführten Pistole auf den Knaben zu schießen. Er habe sich bedroht gefühlt, ließ er nach seiner Festnahme verlauten, aber bei den Jugendlichen wurde keine Waffe gefunden, und den Ermittlungen zufolge schoss er auch noch auf deren Auto, als dieses bereits davonfuhr.

Auch als Dunn vom Tod des Jungen erfuhr, wandte er sich nicht an die Polizei. Die überführte ihn vielmehr anhand von Zeugenaussagen.

Erst nach dem Schuldspruch, aber vor Festsetzung des Strafmaßes, entschuldigte sich Dunn bei der Familie des Tatopfers. Er bedauere , was geschehen sei und dass er ein Leben ausgelöscht habe, soll er gesagt haben, egal, ob die Tat berechtigt gewesen sei oder nicht. Nach wirklicher Reue klingt das nicht unbedingt.

Die Mutter des Opfers, Lucia McBath, hat dem Mörder ihres Sohnes vor Gericht vergeben. Sie habe den Jungen zur Vergebung und Nächstenliebe erzogen, deshalb müsse sie Dunn jetzt auch vergeben, soll sie gesagt haben. Ob dies mit ein Grund dafür war, dass die Staatsanwaltschaft darauf verzichtet hat, die in Florida mögliche Todesstrafe zu beantragen, ergibt sich aus dem Beitrag nicht.


Kategorie: Strafblog
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