Somalische Piraten allerorten: Hohe Haftstrafen in Frankreich, Holland und Kenia, lebenslänglich in Abu Dhabi und Korea, Hamburg lässt auf sich warten



Veröffentlicht am 15. Juni 2012 von

Wandskulptur im Hamburger Landgericht

Während der erste Piratenprozess auf deutschem Boden seit 400 Jahren einfach nicht zu Ende kommen will, ist es in zahlreichen anderen Ländern bereits zu Urteilen gegen piraterieverdächtige Somalier gekommen. Erst gestern hat ein Gericht in Paris 6 angeklagte Somalier zu Freiheitsstrafen zwischen 4 und 10 Jahren verurteilt. Die zwischen 25 und 50 Jahre alten Männer hatten im April 2008 im Golf von Aden ein Segelboot gekapert und später 1,7 Millionen Euro Lösegeld erpresst. Nach vierjähriger Untersuchungshaft hatte das Verfahren am 22. Mai begonnen und konnte in 3 Wochen mit einem Urteil abgeschlossen werden. Erst im November 2011 waren 5 Angeklagte ebenfalls in Paris zu Freiheitsstrafen zwischen 4 und 8 Jahren verurteilt worden. Auch hier ging es um den Überfall auf ein Segelschiff und die Entführung eines französischen Ehepaares. Bei der Befreiung durch französische Marines war ein Pirat ums Leben gekommen.

Im ersten europäischen Verfahren gegen somalische Piraten hatte ein Gericht in Rotterdam im Juni 2010 fünf Somalier, die ein türkisches Schiff angegriffen und mit Granatwerfern und Maschinengewehren beschossen hatten, zu jeweils 5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Besatzung des angegriffenen Schiffes hatte das Boot der Piraten mit Leuchtmunition beschossen. Dieses war darauf in Brand geraten und mitsamt der Waffen untergegangen. Die Piraten waren aus dem Meer gefischt worden.

Im Mai 2011 hatte ein Gericht in Südkorea einen Piraten, dem versuchter Mord zur Last gelegt wurde, zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Gegen 3 andere wurden langjährige Haftstrafen verhängt. Bei der Befreiung eines angegriffenen Schiffs durch koreanische Soldaten waren 8 Piraten getötet worden.

Im Mai 2012 hat ein Gericht in Abu Dhabi 10 Somalier wegen Piraterie zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Einzelheiten hierzu sind mir bislang nicht bekannt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

In Kenia sind bereits mehr als 100 Piraten zu teilweise langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Im autonomen Somaliland hat es ein Urteil gegen 5 Piraten gegeben, denen jeweils 5 Jahre Freiheitsstrafe auferlegt wurden. Auch in den USA und etlichen anderen Ländern sind und waren Verfahren gegen somalische Piraten anhängig.

In Hamburg wurde heute weiterverhandelt. Der 91. Verhandlungstag brachte nicht viel Neues. Vorsorglich hat das Gericht weitere Verhandlungstermine bis Ende Dezember 2012 bestimmt. Das Gerichtsverfahren wäre dann mehr als 2 Jahre alt. Der Vorsitzende äußerte aber die Hoffnung, dass die bereits mehrfach geschlossene und dann wieder eröffnete Beweisaufnahme vielleicht doch schon im Juli endgültig abgeschlossen werden könnte. Ein Urteil könnte dann möglicherweise im September fallen. Zeit wäre es, meine ich, aber in diesem ungewöhnlichen Verfahren hat es schon viele Überraschungen gegeben. Mal sehen, was kommt ….


Kategorie: Strafblog
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