Vermaledeite Malefiztracken, von wegen Gefahr in Verzug



Veröffentlicht am 4. März 2012 von

 

Quelle: Freedom_Wizard

Eine 95-jährige Oma verprügelte kürzlich in Bayern drei junge Polizisten, die sich bei der Suche nach einem Drogendealer in der Tür des Mietshauses geirrt hatten.  Als nach Klopfen und Klingeln niemand sofort aufgemacht hatte, traten die Beamten kurzerhand die Türe ein und erlebten ihr blaues Wunder. Hinter der Tür erwartete sie eine 95-jährige Frau, die sich sofort mit Fäusten und einem Besen gegen die Eindringlinge zur Wehr setzte. Eine junge Nachbarin wurde auf den Tumult im Treppenhaus aufmerksam und half handfest der alten Dame.

Der hinzugerufenen Verstärkung bot sich bei Hinaufstürmen der Treppe zunächst ein unübersichtliches Bild. Ein Kollege saß auf der obersten Treppenstufe und hielt sich die Backe, während die anderen beiden Kollegen sich immer noch abmühten, die um sich schlagende Dame in den Griff zu bekommen. Diese wehrte sich weiter verzweifelt mit ihrem Besen und beschimpfte die Polizisten u.a. als „Rotzlöffel“.

Schließlich gelang es dem ebenfalls herbeigerufenen älteren und erfahrenen Bezirksbeamten, Polizeiobermeister Stanggradl, die ihm aus seinem Viertel gut bekannte Frau Reibeis zu beruhigen. Während sich seine jungen Kollegen verschämt eine Treppe tiefer zurückzogen, erzählte ihm Frau Reibeis immer noch aufgeregt, was passiert war. Sie sei gerade dabei gewesen, sich einen Tee zu kochen, als es an der Türe geklingelt habe. Sie sei ja nicht mehr so schnell und habe sich vor dem Türöffnen nur noch kurz ein wenig zurechtmachen wollen, als die „vermaledeiten Malefiztracken“ einfach die Türe eingetreten hätten. Darauf hätte sie sich ja wohl zur Wehr setzen müssen. Dem unverschämten „Rädelsführer“ habe sie direkt eine ordentliche Watschn verpasst, dass es nur so geklingelt habe. Zum Glück sei auch noch die Nachbarin zur Hilfe geeilt. Die Beamten hätten selbst zugegeben, sich in der Türe geirrt zu haben, weigerten sich aber diese zu reparieren. Deshalb habe sie den anderen beiden verdientermaßen auch noch eine „geschmiert“.

Der an der Backe verletzte Beamte vertrat gegenüber Polizeimeister Stanggradl die Auffassung, jeder Bürger habe die Pflicht, sofort die Türe zu öffnen, wenn die Polizei davorstehe, um einen Schwerverbrecher zu verhaften. Ansonsten läge halt Gefahr in Verzug vor. Das Privatsphärengefasel stehe dahinter zurück, oder?

Durch den Begriff „Schwerverbrecher“ fühlte sich nun wieder Frau Reibeis so beleidigt, dass sie wieder mit dem Besen ausholte. Der vorlaute Beamte wich zurück und Polizeiobermeister Stanggradl konnte gerade noch den Besen festhalten, um weitere Verletzungen zu verhindern.

Schließlich reparierte Stanggradl, der sich handwerklich viel geschickter anstellte als die jungen Kollegen, die Türe.

Die anderen Polizeibeamten verließen den Tatort, und Frau Reibeis lud Herrn Stanggradl zu einem Apfelstrudel in ihre Küche ein. Beim Kaffee versprach sie dem Polizeiobermeister, beim nächsten Mal notfalls im Schlüpfer und Büstenhalter aufzumachen. Hierbei zwinkerte sie Stanggradl fesch zu.

Auf eine Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Beleidigung konnte verzichtet werden, so gelesen in der Kolumne „Gefahr in Verzug“ von Michael Sailer in der gestrigen Taz.

 


Kategorie: Strafblog
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