40 Millionen Dollar Schadensersatz für 5 Männer, die zu Unrecht wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes verurteilt wurden.



Veröffentlicht am 21. Juni 2014 von

270px-Dollarnote_hqManche unserer Leser erinnern sich vielleicht noch an den Fall des Bauern Rupp, der angeblich von seiner Ehefrau und den gemeinsamen  Kindern zerstückelt und den Dobermännern zum Fraß vorgeworfen worden war. Nach erheblichem Vernehmungsdruck durch die ermittelnden Polizeibeamten hatten die intellektuell zurückgebliebenen Beschuldigten schließlich Geständnisse abgelegt und damit die ihnen nach Auffassung der Verteidigung vorgekaute Tathergangshypothese bestätigt.

Sie waren zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden, die später im Wiederaufnahmeverfahren aufgehoben wurden, nachdem die unversehrte bzw. jedenfalls nicht zerstückelte Leiche des Bauern Jahre nach der angeblichen Tat in seinem Pkw sitzend aus einem Gewässer gezogen worden war. Eine Entschädigung für die abgesessene Haftzeit war der Familie mit der Begründung versagt worden, sie hätte ja mit den falschen Geständnissen selbst die Ursache für die Verurteilung gesetzt. Die mutmaßlich erheblich manipulativen Vernehmungsmethoden der Polizei gegenüber mental und intellektuell unterlegenen Beschuldigten blieben völlig unberücksichtigt.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Fall aus den USA, der bei yahoo.news berichtet wird. Danach hat die Stadt New York sich jetzt mit 5 hispanischen und schwarzen Männern, die zu Unrecht wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, auf 40 Millionen Dollar Schadensersatz geeinigt.

Den Männern war zur Last gelegt worden, im Jahr 1989 als Jugendliche die 28-jährige Investmentbankerin Trisha Meili im Central Park überfallen und vergewaltigt zu haben. Das schwerverletzte Tatopfer konnte sich weder an das Tatgeschehen noch an den oder die Täter erinnern. Trotzdem wurden die 5 Jugendlichen, die kurz nach der Tat in der Nähe des Tatortes aufgegriffen worden waren, verurteilt, nachdem 4 von ihnen schließlich bei der Polizei geständige Einlassungen abgegeben hatten, die sie später widerriefen. Sie seien, so haben sie damals bekundet, von den Vernehmungsbeamten eingeschüchtert und angelogen und zu den falschen Geständnissen gezwungen worden.

Im Jahr 2002 hatte ein wegen anderer Taten als Vergewaltiger und Mörder verurteilter Mann namens Matias Reies die Tat gestanden. Diese habe er allein begangen. Durch eine DNA-Analyse war dessen Geständnis bestätigt worden. Der Fall ist im Jahr 2012 unter dem Titel „The Central Park Five“ verfilmt worden.

Die jungen Männer hatten zwischen 6 und 13 Jahren in Haft gesessen. Für jedes Jahr zu Unrecht erlittener Haft sollen sie jetzt rund 1 Million US-Dollar, insgesamt 40 Millionen Dollar – das sind knapp 30 Millionen Euro – erhalten.

Der Verlust der Freiheit ist mit Geld nicht aufzuwiegen, denke ich, aber immerhin kompensiert die Ersatzzahlung das erlittene Unrecht nachdrücklich. Und vor allem kann sich der Staat nicht mit erzwungenen oder zurechtmanipulierten Geständnissen aus seiner finanziellen Verantwortung herausreden.

Übrigens, bei uns werden pro Tag zu Unrecht erlittener Haft 25 Euro Haftentschädigung gezahlt. Ein Jahr verlorene Lebenszeit ist dem Staat runde 9.125 Euro wert. Das ist eine traurige Tatsache.


Kategorie: Strafblog
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