Es gibt Zeitgenossen, die haben die Vorstellung, dass der Knast für manch einen Straftäter eine Art besseres Hotel darstelle, in dem man es sich auf Kosten des Steuerzahlers gut gehen lassen könne. Eine richtige Strafe sei das doch gar nicht. Dass eine solche Betrachtungsweise den Wert der Freiheit und der ungehinderten sozialen Kontaktaufnahme und noch Einiges mehr außer Acht lässt, versteht sich von selbst, denke ich. Da müsste man vielleicht mal selbst ein wenig Knasterfahrung sammeln, um eine tatsächliche Vorstellung davon zu bekommen, welch vielfältigen Beeinträchtigungen ein Häftling im Rahmen dieses sehr speziellen „besonderen Gewaltverhältnisses“ unterliegt.
Dass die Haftbedingungen nicht selten dazu angetan sind, Aggressionspotenziale zu fördern, ist eine Binsenweisheit. Gewalttätige Exzesse sind in Haftanstalten an der Tagesordnung. Und weil die Vollzugsverwaltung nichts unversucht lassen will, dagegen anzugehen, haben verschiedene nordrhein-westfälische Haftanstalten schon vor Jahren damit begonnen, Zellen rosarot anzumalen, weil farbwissenschaftliche Studien in der Schweiz und in den USA zu dem Ergebnis geführt hätten, dass die Farbe „Cool Down Pink“ eine blutdrucksenkende und damit auch aggressionsmindernde Wirkung entfalte. Mein Sozius Gerd Meister hat über die „Farbe Rosa“ in deutschen Knasts im vergangenen Jahr einen interessanten strafblog-Beitrag verfasst.
In Hagen, Attendorn, Dortmund und Kleve hat die Vollzugsleitung versucht, die Knastinsassen mit der Puppenstubenfarbe in friedliche Grundstimmung zu versetzen – allerdings wohl bislang ohne durchschlagenden Erfolg. Wie spiegel-online berichtet, hat die CDU-Opposition im NRW-Landtag die rot-grüne Landesregierung gefragt, ob die rosafarbigen „Barbie-Zimmer“ inzwischen ihre geheimnisvolle Wirkung entfaltet hätten“ und ob nun alle Gefängniszellen rosa gestrichen würden. Nein, entsprechende Absichten bestünden nicht, habe Justizminister Thomas Kurschaty die Fragesteller beschieden. Offensichtlich gibt es keine Belege für eine beruhigende Wirkung des babyliken Farbtons und dem Land fehlen auch die finanzielle Mittel für eine wissenschaftliche Begleitung des Experiments.
Die JVA Dortmund habe inzwischen Konsequenzen gezogen und die erst im vergangenen Jahr rosa getünchten Wände wieder weiß streichen lassen. Dafür war immerhin Geld vorhanden…
Kategorie: Strafblog
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