Von München kommend war ich vorgestern am späten Nachmittag nach Hamburg eingeflogen, um am 100. Verhandlungstag des Piratenprozesses teilzunehmen. Andere Verteidiger waren aus Frankfurt, Dortmund, Kiel und natürlich aus Hamburg angereist – alles für die Katz´. Die zum Jubiläumstag angemeldeten Fernsehteams konnten gleich draußen bleiben, der Termin wurde nämlich abgesetzt. Es wurde also nichts mit einer Fortsetzung der Plädoyers, die ohnehin als unsicher galt. Es waren am Tag zuvor Gerüchte aufgetaucht, dass möglicherweise neue Anträge gestellt und deshalb erneut in die Beweisaufnahme eingetreten würde, weil weitere Beweismittel aufgetaucht waren. Ich war durchaus gespannt gewesen, wie es weitergehen würde, und dann das: Der Vorsitzende teilte mit, das ein notwendiger Verfahrensbeteiligter unerwartet verhindert sei, deshab müsse der Termin aufgehoben werden, eine Vorabinformation sei nicht mehr möglich gewesen. So etwa kann natürlich immer passieren bei einem Umfangsverfahren mit zahlreichen Beteiligten, darunter 10 Angeklagte, 20 Verteidiger, 4 Richter einschließlich des Ergänzungsrichters, zwei Schöffen und einem Ergänzungsschöffen, 2 Staatsanwälten und mehreren Dolmetschern. Aber ausgerechnet am 100. Verhandlungstag, das hat schon fast so etwas wie Symbolcharakter in einem Verfahren, in dem die Beweisaufnahme schon mehrfach geschlossen war und dann doch wieder eröffnet werden musste, weil unerwartete Entwicklungen dies erforderten.
Der für Freitag dieser Woche vorgesehene Verhandlungstag wurde ebenfalls abgesetzt, ob am kommenden Montag verhandelt werden kann, ist noch offen. Gestern bin ich von Hamburg nach Düsseldorf geflogen, den für heute gebuchten Rückflug nach Hamburg muss ich stornieren. Das vor allem für die inhaftierten Angeklagten nervenaufreibende Warten geht weiter. Aber eines ist gewiss – irgendwann wird auch dieser Prozess zu Ende gehen, und vieles spricht dafür, dass das innerhalb der nächsten Wochen der Fall sein wird. Obwohl – man weiß ja nie ….
Kategorie: Strafblog
Permalink: Der Wurm steckt drin im Piratenprozess: 100. Verhandlungstag fällt aus – Fernsehkameras bleiben draußen
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