Die Verlockung des Geldes für den Rechtsanwalt – Liebe, Gier und andere Motive



Veröffentlicht am 10. Dezember 2013 von

20 Millionen sind ein erklecklicher Betrag, und wenn davon ein gewisser Teil für den eigenen Geldbeutel abfallen könnte, dann mag das auch für einen Anwalt eine Verlockung darstellen, der er erst einmal widerstehen muss. Klar, wenn es um opulente Drogengeschäfte geht, dann ist das Risiko nicht unerheblich, da sollte sich der gewiefte Jurist dreimal überlegen, ob er tatsächlich mitmachen will. Das gilt erst recht, wenn ein in das Geschäft involvierter Drogengangster deutliche Warnungen ausspricht und aus der Erfahrung heraus prophezeit, das die Sache sehr leicht entgleisen kann. Aber was hilft das alles, wenn es um eine wunderschöne Frau geht, die man(n)  unbedingt halten will und für die kein Risiko zu groß ist?

Der Counselor, zurückhaltend und gerade deshalb  hervorragend dargestellt von Michael Fassbender, ist so ein Anwalt, der alle Skrupel überwindet und sich auf den für ihn unüberschaubaren Drogendeal einlässt, weil die schöne Penelope Cruz, die im Film natürlich anders heißt,  ihm den Kopf verdreht hat. Starregisseur Ridley Scott („No Country For Old Men“, „Blade Runner“, „Alien“) hat gleich ein ganzes Arsenal von schauspielerischen Highscorern aufgeboten, um seinem Film „The Counselor“ Leben einzuhauchen, und im Gegensatz zu vielen Kritikern, die das Werk mehr oder weniger zerrissen haben , hat mich der Film durchaus gut unterhalten. Gewiss, die gute Penelope kommt eher bieder und jedenfalls bei weitem nicht so verrucht daher, wie wir sie aus anderen Filmen kennen, aber sie kann´s halt auch soft und betört gerade damit den namenlosen Counselor, mit dem sie sich gleich zu Beginn des Films sehr anschaulich unter der Bettdecke räkelt und zart verwöhnen lässt. Ganz anders trumpft da Cameron Diaz als Geliebte des schrillen Javier Bardem aus, die den ansonsten abgefuckten Dealer mit einem gynäkologischen Spagat auf der Windschutzscheibe seines Cabrios nachhaltig verstört, nachdem sie sich zuvor ihres Slips entledigt hat.  „Carfucking“ als Hardcore-Alternative zu eher langweiligen Waschstraßenfantasien mit barbusigen D-Körbchen-Trägerinnen.

Der glorreiche Bruno Ganz als Amsterdamer Juwelier verkauft dem Counselor, der sich das gar nicht leisten kann, einen Beinahe-Vier-Karäter für seine Lady, und damit hat der smarte Anwalt eine schicksalhafte Entscheidung getroffen, die ihn  in einen nur schwer zu durchschauenden Sumpf von Drogengeschäften im US-amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet zieht. Die Wüste hält her als Synonym für die innerliche Leere der Menschen, die dem schnöden Mammon hinterherjagen und dabei hohe –  letztlich zu hohe – Risiken in Kauf nehmen. Etliche der Protagonisten kommen auf teilweise originelle Art ums Leben, ich will da nicht zu viel verraten, aber zuvor gibt´s eine ganze Reihe von nicht weniger originellen Dialogen, die mich jedenfalls im Gegensatz zu manchem Rezensenten nicht gelangweilt haben.

Ridley Scott zeigt tolle Bilder an größtenteils farbenprächtigen Schauplätzen, er gibt einigen Einblick in die triste Wirklichkeit mexikanischer Drogenumschlagsplätze, auch wenn der Film tatsächlich in Spanien gedreht wurde, er präsentiert dem Zuschauer eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere, von denen am ehesten der smarte Brad Pitt austauschbar erscheint, und letztlich ist es die Mischung aus Liebe, Gier, Skrupellosigkeit und schicksalhafter Zwangsläufigkeit, die das Ganze zu einem sehr brauchbaren Kinoerlebnis macht.

Dass der Film in den USA gefloppt ist, sollte nicht von einem Kinobesuch abhalten. Es hat wahrlich schon schlechtere Filme gegeben, die dann aber kommerziell erfolgreich waren.


Kategorie: Strafblog
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