Ein Staubsaugervertreter mit Rolls-Royce und Diamanten entschuldigt sich



Veröffentlicht am 20. Januar 2013 von

Rolls Royce Phantom, Foto: Sean Lamonby

Die Welt des schönen Scheins hatte es dem smarten Ulrich Felix Anton Engler aus Andelfingen im Landkreis Biberach offensichtlich angetan, und zwar so sehr, dass sich der Sohn eines Straßenbauarbeiters und frühere Staubsaugervertreter dazu entschloss, ganz nach oben durchzustarten. Er verlegte seinen Wohnsitz nach Florida und startete von dort aus im Jahr 2005 seine Karriere als Börsenguru, die ihn zum Multimillionär machte und einige tausend Anleger ihr Vermögen oder zumindest einen nicht unbeträchtlichen Teil davon kostete. Wie bei spiegel-online nachzulesen ist, berichtete Engler am vergangenen Freitag vor dem Mannheimer Landgericht kurzweilig und zum Teil schon fast vergnüglich über 4 Stunden hinweg, wie es ihm gelang, über ein betrügerisches Schneeballsystem an das Geld – sehr viel Geld – anderer Leute zu kommen. Als internationaler Banker habe er sich ausgegeben, gar als „Investmentbanker des Jahres“, als Mann mit besten Beziehungen zu Banken, Regierungen und Großgrundbesitzern, der unter anderem im Daytrading-Geschäft Renditen von bis zu 72 Prozent erwirtschaften könne, und die Interessenten hätten ihm die Türen eingerannt.

Engler baute vom Sunshine-State aus ein System von Vermittlern und Untervermittlern aus, die er großzügig an seinen Gewinnen beteiligte, damit sie ihm fleißig Kunden zuführten. So soll er laut Anklage mindestens 1.300 Kunden um mehr als 37 Millionen Dollar betrogen haben, die tatsächlichen Zahlen werden weit höher geschätzt.

Als Engler im Juli 2012 in Las Vegas festgenommen wurde, befanden sich 3 Luxusanwesen im Wert von 36 Millionen Dollar in seinem Besitz, dazu 3 Eigentumswohnungen, zwei weitere Grundstücke, Bauland im Wert von 6 Millionen Dollar, eine Gewerbeimmobilie im Wert von 600.000 Dollar, mehr als 800 Gemälde, Statuen, Diamanten, Rubine und rund 200 weitere Kunstwerke aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Von tausend Goldmünzen, 2 Millionen Dollar in bar, 10 Diamanten im Wert von 1 Million, 100 Platin- und Palladiummünzen ist die Rede und von großzügigen Geldgeschenken zwischen 20.000 und 1,5 Millionen Euro, die er kurz vor seiner Flucht noch an Bekannte und Verwandte überwiesen habe. Und Autos haben den Mann fasziniert, zuerst reichte noch ein Mercedes, dann musste es ein Porsche sein, später kamen dann ein Bentley, ein Ferrari und schließlich ein Rolls Royce hinzu. Man gönnt sich ja sonst nichts ….

Engler hat sein Geständnis im Rahmen einer Höchststrafenvereinbarung abgegeben,  8 Jahre und 9 Monate sei die Obergrenze, die sein Verteidiger für ihn ausgehandelt hat. „Hätten sie ihn am Freitag im Gerichtssaal erlebt, wie er teilweise selbst schmunzeln musste, wenn das Publikum laut auflachte – sie hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.“, mit diesen Worten endet der lesenswerte Spiegel-Beitrag von Julia Jüttner.

Die Geschädigten, von denen einige siebenstellige Beträge verloren haben, wird es sicher trösten, dass Engler aus der Haft heraus schon 500 Entschuldigungsbriefe losgeschickt hat, handschriftlich auf Schreibpapier, das er im Gefängnis blockweise erworben hat. Die anderen 800 in der Anklage erwähnten Geprellten sollen auch noch Entschuldigungen bekommen, da lässt Engler nichts auf sich sitzen….


Kategorie: Strafblog
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