Fischer im Trüben



Veröffentlicht am 17. März 2015 von

 

Man kann gegen den Vorsitzenden Richter am Bundesgerichtshof, Thomas Fischer, möglicherweise eine Menge sagen. Ich weiß davon nichts. Ich weiß nur, dass gute Leute schnell in den Ruf gelangen, arrogant zu sein. Vielleicht trifft das auf einige auch zu, vielleicht wird ihnen die Arroganz aber auch von weniger begnadeten, neidischen Geistern angedichtet. Der österreichische Philosoph und Verfasser des heute uralt-wirkenden Buches „Plädoyer für die Abschaffung des Strafrechts“ – Arno Plack, schrieb in seinem Werk „Die Gesellschaft und das Böse“ sinngemäß, Arroganz diene zuweilen auch als Schutz gegen Arschkriecherei. Auch das mag zutreffen, spielt aber im Folgenden keine Rolle. Ich kann den Menschen Thomas Fischer nicht beurteilen. Ich kenne ihn nicht näher und auf  kursierende Scheißhausparolen lege ich keinen wert.

Was ich aber wohl sagen kann, ist, dass mir seine Zeit-Kolumnen richtig gut gefallen. Das gilt insbesondere für seinen letzten Artikel vom 10.3.15 mit der Überschrift „Geständnis für 5.000 Euro“. Ich las ihn heute Morgen beim Frühstück und habe mich bekringelt. Welch entlarvende Analyse der allgemeinen Heuchelei im Fall Edathy (und nicht nur da). Welch treffender Seitenhieb gegen den fraglichen Kinderschutzbund, der die Geldbuße von Edathy abgelehnt hatte. Und dann noch der Tritt gegen das Schienbein der mit Edathy befassten Staatsanwaltschaft und eine schallende Ohrfeige für den Fuhrunternehmer, der seine Lästerwagen mit aufgeklebten Hetzparolen durchs Land fahren lässt.

In meinen beiden Artikelchen zu Edathy („Wir sind auf der Seite der Bösen“ und  „Jetzt holen wir uns gemeinsam mal einen runter“) habe ich Ähnliches auf andere Weise sarkastisch formuliert und hatte dabei das dumpfe Gefühl, damit einen Shitstorm auslösen zu können. Bis auf den erwarteten Kommentar vom ewigen „Stefan“, ich benötigte demnächst mal wieder Bodyguards, wenn ich mich draußen blicken lassen sollte, blieben jegliche Reaktionen aus. Nicht einmal die angedeutete Projektionsleistung der „Ach-So-Entrüsteten“ nahm man mir offengezeigt übel.  Es wird wohl daran liegen, dass –bis auf Stefan – keiner meine Beiträge liest, oder dass sie nicht so gut geschrieben sind. Den Fischer aber, der da mit seiner spitzen Harpune im Trüben des menschlichen Bösen fischt, den werden hoffentlich die Richtigen mit hochrotem Kopf lesen. Vielleicht denken sie sogar über ihre Scheißhausparolen nach? Wünschenswert wäre es!

 

Rechtsanwalt Gerd Meister, Mönchengladbach

 

 


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