Nach US-Bundesrecht können Straftaten, die aus Hass gegen Minderheiten begangen werden, mit langjährigen Haftstrafen bis hin zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt werden. Und genau das droht jetzt laut derstandard.at dem Bischof einer Sektenabspaltung der Amish-People in Cleveland/Ohio, dem 66-jährigen Samuel Mullet, der gemeinsam mit 15 seiner Anhänger, darunter etliche seiner Söhne, von einer Geschworenenjury schuldig gesprochen wurde, weil er angeordnet haben soll, dass mehreren abtrünnigen Sektenmitgliedern die Bärte und die Haare abgeschnitten wurden. Eine „Terrorkampagne“ habe der Staatsanwalt den Angeklagten vorgeworfen, Nachts hätten sie bei 5 Gelegenheiten ihre Opfer aus dem Schlaf gerissen und brutal ihrer Haarpracht beraubt. Bei den Amish-Peoplen, einer aus Mitteleuropa stammenden Sekte mit radikalen Lebensvorstellungen, gelten Bärte als Ausdruck von Männlichkeit, Würde und Frömmigkeit. Nach ihrer Heirat dürfen die männlichen Sektenmitglieder ihre Bärte nicht mehr schneiden und die Frauen lassen ihre Haare wachsen. Das Abschneiden von Bart und Haaren gilt als schwere Beleidigung und Erniedrigung.
Die Amish-People leben ein überwiegend fortschrittsfernes Leben, viele lehnen Strom und Medien, Pharmaka und Motorfahrzeuge, Telekommunikationsmittel und auch das Gewaltmonopol des Staates ab: In wörtlicher Befolgung biblischer Gebote regeln sie ihre Angelegenheiten selbst. Die eigentliche Maxime ihres Zusammenlebens ist das gottgefällige, friedliche Miteinander und die gewaltlose Klärung von Meinungsverschiedenheiten und Problemen. Davon soll der als extrem konservativ und autokratisch geltende Mullet jetzt abgewichen sein, um seine verletzte Autorität wiederherzustellen.
Das Oberhaupt der sogenannten Bergholzgemeinde, der nach Presseberichten 17 oder 18 Kinder von verschiedenen Frauen haben soll, muss sich ziemlich darüber geärgert haben, dass einer seine Söhne und verschiedene andere Glaubensbrüder, darunter auch der 79-jährige Bischof Raymond Hershberger, sich von ihm abgewandt hatten. Und deshalb soll der Mann, dem auch vorgeworfen wird, des öfteren mal verheiratete Frauen durch Sex religiös „zu reinigen“, die Strafaktion angeordnet haben.
Mullet selbst hat sich damit verteidigt, er habean den Bestrafungsaktionen selbst nicht teilgenommen. Außerdem seien diese nicht aus Hass, sondern als angemessene Sanktion für Regelverletzungen erfolgt. Im Vorfeld des Prozesses hatten die Angeklagten ein Angebot der Staatsanwaltschaft, sich auf eine moderate Strafe von 2 bis 3 Jahren zu einigen, nicht angenommen. Jezt wird mit einer deutlich höheren Strafe, die auch zweistellig werden könnte, gerechnet. Das Strafmaß soll im Januar verkündet werden.
Kategorie: Strafblog
Permalink: Haareschneiden als Hassverbrechen – mehrjährige Freiheitsstrafen werden erwartet
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