In die Parteikasse gegriffen: Grünen-Politiker veruntreut 274.000 Euro für zwei Nutten



Veröffentlicht am 6. November 2012 von

Straßenstrich in Berlin, Frobenstraße. Foto: Ralfdix

Muss Liebe schön sein! Und blind kann sie machen! Sehr blind, wenn man nach dem geht, was der ehemalige Schatzmeister der Brandenburger Grünen, der 34-jährige Christian Goetjes, gestern vor dem Landgericht in Rahmen seiner geständigen Einlassung berichtete. Zweimal habe er sich auf Liebesbeziehungen mit Prostituierten eingelassen, die er auf dem Berliner Straßenstrich kennengelernt hatte, räumte der jungenhaft wirkende Mann laut welt.de reumütig ein, und für die habe er Geld gebraucht … viel Geld. Zwischen Januar 2010 und Februar 2011 hat er rund 274.000 Euro aus der Parteikasse entwendet und nach eigenem Bekunden ganz überwiegend den beiden Frauen zugewendet, aus recht altruistischer Nächstenliebe. Die erste sei heroinabhängig gewesen, der habe er 20.000 Euro gegeben, um damit eine Entzugstherapie in einer Klinik zu bezahlen. Kurz darauf habe er die Beziehung beendet und sich einer bulgarischen Prostitiuierten zugewendet, die einen deutlich höheren Finanzbedarf gehabt habe. Die habe ihm nämlich erzählt, dass sie in den Fängen bulgarischer Kredithaie sei, von denen sie erpresst werde, und außerdem habe sie eine kranke Schwester, deren Behandlung viel Geld erfordere. Um zu helfen, habe er Gelder von Konten der Landespartei, des Kreisverbandes Oberhavel und des Vermögensverwaltungsvereins der Partei auf seine Privatkonten überwiesen und der Frau gegeben, die ihn wohl ausgenommen habe wie eine Weihnachtsgans. 14.000 Euro habe er zur Begleichung eigener Schulden verwendet, gab Goetjes zu, der nach einem Bericht bei taz.de schließlich mit der Frau und 36.000 Euro in bar nach Bulgarien geflüchtet war, nachdem die Veruntreuungen aufgeflogen und Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war.

Insgesamt 267 Fälle von Veruntreuung wirft die Staatsanwaltschaft dem Mann vor, der wohl keiner innerparteilichen Kontrolle unterlag und ziemlich frei mit Parteigeldern schalten und walten konnte. Im Rahmen eines außergerichtlichen Vergleichs mit seiner Ex-Partei hat sich Goetjes auf Schadenersatz in Höhe von 65.000 Euro geeinigt, von denen er schon 35.000 Euro gezahlt hat. Den Rest stottert er mit Hilfe seiner Eltern mit monatlich 1.000 Euro ab.

Der Vorsitzende Richter Jörg Thiemann habe sich schwer getan, dem Angeklagten seine naive Gutgläubikeit abzunehmen, heißt es bei welt.de. Er habe sich verwundert darüber gezeigt, wie selbstverständlich Goetjes, der immerhin zwölf Jahre lang Schatzmeister des Landesverbandes der Grünen war, in die Parteikasse gegriffen habe. Allderdings sei ihm dies wegen jeglicher fehlender Kontrollmechanismen auch leicht gemacht worden.

Am 15. November wird der Prozess fortgesetzt, dann wird wahrscheinlich auch das Urteil verkündet.


Kategorie: Strafblog
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