Da freut sich einer …



Veröffentlicht am 7. November 2012 von

Obama mit Töchtern auf der Wahlparty in Chikago

Ein dichtes Programm steht heute auf meiner Agenda, aber trotzdem habe ich in der Nacht die Wahlen in den USA verfolgt und am frühen Morgen leicht gerädert Obamas Wahlsieg am Bildschirm erlebt. Knapp war´s insgesamt, was die Zahl der Wählerstimmen anbetrifft, darüber muss ich nichts schreiben, die Medien sind ja voll davon. Ich bin erleichtert, dass es vorerst kein Roll Back in düsteren Konservativismus geben wird im mächtigsten Land der westlichen Welt.  Euphorie kommt trotzdem nicht auf, dafür ist Obama zu Vieles schuldig geblieben in seiner ersten Amtszeit, auch wenn  nicht wenig davon auf die Blockadepolitik der Republikaner  zurückzuführen ist. Guantánamo bleibt ein Schandfleck, die Vielzahl der durch den Friedensnobelpreisträger angeordneten Drohnenangriffe samt der  damit verbundenen Kollateralschäden haben für mich einen sehr schalen Beigeschmack, und die Tatsache, dass im selbsternannten Land der Freiheit immer noch in vielen Bundesstaaten die Todesstrafe an der Tagesordnung ist, betrübt mich als Strafverteidiger ganz besonders. Das viel zu liberale Waffenrecht mit all seinen Konsequenzen ist für mich als Mitteleuropäer nach wie vor erschreckend, gleiches gilt für die Kriminalstatistik und die Zahl der Gefängnisinsassen in „God´s own Country“.

Aber die zweite Amtszeit gibt dem Präsidenten vielleicht die Freiheit und die Möglichkeit,  einiger seiner Visionen doch noch durchzusetzen, wobei die Konsolidierung der Wirtschaft sicher Vorrang haben wird. Es ist zu hoffen, dass die Republikaner den in ihren Reihen weit verbreiteten Hass auf den Amtsinhaber und die starre Ablehnung jeder Zusammenarbeit aufgeben und den Einfluss der rechten Tea-Party-Bewegung zurückdrängen werden, um wirklich Politik zum Wohle ihres Landes zu betreiben. Die krasse Polarisation der Gesellschaft während und nach George Bush hat Amerika nicht gut getan, das ändert sich jetzt hoffentlich zumindest ein wenig. Man wird sehen.

In der Wiederwahl Obamas sehe ich auch ein Signal gegen den in den USA (und nicht nur dort) immer noch weit verbreiteten Rassismus (obwohl ja nur knapp 40 % der Weißen für den Präsidenten gestimmt haben), und das stimmt mich froh.

Auf mich wartet jetzt das eigene Office und später geht´s zu einer Fortsetzungshauptverhandlung ins Gericht. Da wird Obama keine Rolle spielen … jedenfalls nicht direkt …

 


Kategorie: Strafblog
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