So ein Massel: Artur P. zockt sich in die Freiheit



Veröffentlicht am 28. September 2014 von

Foto 1Nicht nur bild.de,  sondern auch rp-online hat darüber berichtet,  und dann muss es ja stimmen. Unterhaltsam ist die Geschichte allemal, deshalb gebe ich sie hier zum Besten.

Der 37-jährige Artur P. stammt aus Polen und ist Koch. Der Mann hat sich mitsamt seiner Familie von BILD fotografieren lassen und sieht mit seinem runden Gesicht, dem kahlgeschorenen Schädel  und dem markanten Grübchen im Kinn ganz putzig aus, finde ich. Aber bisweilen geht ihm wohl sein Temperament durch. Jedenfalls ist er – wenn das alles stimmt – vor einiger Zeit wegen Widerstandleistung  zu einer Geldstrafe verurteilt worden, von der noch ein Restbetrag von 710 Euro (71 Tagessätze á 10 Euro) nicht bezahlt war. Deshalb war gegen den Mann eine Ersatzfreiheitsstrafe von 71 Tagen angeordnet worden und man hatte ihn zur Festnahme ausgeschrieben.

Vor ein paar Tagen war Artur mit seinen letzten 20 Euro in Bochum-Hamme in eine Spielhalle gegangen, um am Automaten zu zocken. Ob das für einen reichlich mittellosen Familienvater die beste Art ist, den Restbestand seines Barvermögens einzusetzen, darf an und für sich bezweifelt werden. Zumeist versenkt man nicht nur das Geld im Automaten, sondern auch die Hoffnung bleibt auf der Strecke.

Aber manchmal schreibt das Leben auch andere Geschichten. So zum Beispiel im Fall von Artur. Der saß gerade am Automaten und beobachtete das Geschehen auf dem Display, als zwei Polizisten reinkamen und die Personalien der Gäste kontrollierten. Bei Artur wurden die Gesetzeshüter wohl misstrauisch und fragten über Funk an, ob gegen den Mann etwas vorliege. So erfuhren sie, dass Artur in der Fahndung war.

Nein, er könne die 710 Euro nicht zahlen, wird der Mann ihnen gesagt haben, was laut BILD dazu führte, dass die Beamten die Handschellen zückten, um ihn mitzunehmen. Genau in diesem Moment – so hat Artur das den wie immer hart am Geschehen arbeitenden BILD-Reportern gesagt – erschienen auf dem Geldautomaten fünf Muscheln nebeneinander. Das war der Jackpot, 1200 Euro spuckte das Gerät für Artur aus. Und damit konnte er sich dann auslösen und 71 Tage Knast vermeiden.

Laut Polizeisprecher Volker Schütte, den BILD anscheinend ebenfalls befragte, soll Artur sich mit seinem überraschenden Last-Minute-Gewinn „eine Top-Platzierung in den buntesten Behördenmeldungen“ gesichert haben, und das wird der Herr Schütte ja wohl beurteilen können. Der ist nämlich laut Bild schon 55 Jahre alt, und das deutet auf jede Menge Erfahrung hin.

Ein wenig traurig soll der Artur aber trotzdem gewesen sein. Seine ein Jahr jüngere Frau, die auf dem Foto gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden acht Monate alten Zwillingen zu sehen ist, hat BILD nämlich verraten, dass Artur ihr das Geld eigentlich für die Renovierung der Wohnung schenken wollte. Aber sie habe dann doch gemeint, dass die Zwillinge auf den Papa nicht so lange verzichten müssen sollten …

Ist doch rührend, oder?

Übrigens kann sich auch der Steuerzahler glücklich schätzen. Ein Tag Ersatzfreiheitsstrafe kostet das Land nämlich laut einer Auskunft des nordrhein-westfälischen Justizministers Kutschaty vom September 2013 satte 114 Euro. Das wären  im Fall von Artur P. immerhin 8.094 Euro gewesen. Klingt reichlich paradox, dass mit diesem Aufwand eine nicht beitreibbare Geldstrafe von 710 Euro kompensiert werden soll, oder? Da sollten vielleicht andere Lösungen her, finde ich.

 

 

 


Kategorie: Strafblog
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