Tötet die Emos, wieder einmal geht es um die verdorbene Jugend



Veröffentlicht am 21. März 2012 von

Tim Trentham from Austin, USA

Die irakische Regierung unter Regierungschef Maliki sieht es als Erfolg an, die amerikanischen Besatzung aus dem Land vertrieben zu haben. Jetzt geht es um die Ausrottung einer westlich geprägten Jugendbewegung, die als dekadent und nicht mit der Religion vereinbar angesehen wird. Wie die taz heute in ihrer Online-Ausgabe berichtete hat die irakische Regierung „in den letzten Wochen die Eliminierung des „Phänomens der Emo“ angeordnet. Emo ist die Kurzbezeichnung für Emotional Hardcore, ein Musikstil, der seine Wurzeln im Punk hat. Daraus erwuchs im letzten Jahrzehnt eine Jugendkultur, die sich durch ihr androgynes Äußeres ausdrückt. Wie anderswo in der Welt fand die neue Bewegung auch im Irak ihre Anhänger – in der Hauptstadt und in anderen Städten des Landes dürften sich schätzungsweise ein paar Hundert Jugendliche dazu zählen.

Doch seitdem die Regierung Emo ins Visier nahm, hat eine Reihe von ungeklärten Morden eine Schockwelle unter Jugendlichen – aber auch unter Schwulen und säkular gesinnten Irakern – ausgelöst. Wie viele Tote es gegeben hat, liegt im Dunkeln. Irakische Fernsehsender, die der Regierung kritisch gegenüberstehen, berichteten von jungen Männern im Emo-Look, denen mit Zementblöcken der Schädel eingeschlagen worden sei. Von mehr als 100 Todesopfern ist die Rede.

Über Facebook verbreiteten junge Iraker die Fotos eines jungen Mannes mit Gelfrisur, der im vergangenen Monat ermordet wurde. Eine Aufnahme zeigt ihn mit fantasievollem Make-Up, auf einem zweiten Bild ist seine blutüberströmte Leiche auf einem Polizeiwagen zu sehen (taz.de hat sich entschieden, das zweite Foto nicht zu zeigen).“

Natürlich bestreitet die Regierung eine Verfolgung von Emos und spricht von Medienlügen.

Aktivisten sprechen dagegen von dem bewussten Legen eines Feuers, das sich nicht nur gegen Emos, sondern alles irgendwie Westliche richtet.  Gemeint sind Männer mit langen Haaren oder Tattoos, Anhänger von Heavy Metall, HipHop und Rap oder Mädchen mit Piercings.

Der verängstigten Jugend bleibt so nur, die Rückkehr in den Untergrund. Die erhoffte Befreiung, und wenn sie auch nur in der Mode stattfand, ist damit für´s Erste gescheitert. Noch haben die jungen Leute Angst.

 

 

 


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