Nach einem wunderbaren und leider viel zu kurzem New York-Trip sind wir gestern morgen wieder in Hamburg gelandet, von wo ich nach einer kleinen Pause mit dem Zug Richtung Düsseldorf fahren wollte, um heute einen Prozess am Niederrhein wahrnehmen zu können. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die streikenden Zugführer gemacht, die den Nord-Süd-Verkehr weitgehend lahm gelegt hatten. Für eine 430 Kilometer lange Autofahrt war ich dann doch zu müde, also habe ich für den Abend einen einigermaßen erschwinglichen Flug mit Germanwings gebucht.
Die unverhoffte Zeit wollte ich nutzen, mir endlich einmal die „Körperwelten“ des Gunther von Hagen anzuschauen, die ich schon wiederholt verpasst hatte. Also habe ich mich gegen 16 Uhr mit dem Auto von Blankenese zur Hafencity aufgemacht, wo die Ausstellung den letzten Tag präsentiert wurde. Vielleicht, weil auch die S-Bahn vom Streik betroffen war, waren die Straßen noch voller als sonst, eine gute Stunde dauerte die Fahrt im Stop-and-Go-Verkehr. Und dann: eine geschätzt 200 Meter lange Menschenschlange stand im Regen vor der Ausstellungshalle an. Mindestens 45 Minuten Wartezeit müsse ich einkalkulieren, lautete die Auskunft einer freundlichen jungen Frau, die am Eingang die Karten kontrollierte. Das war zu knapp für mich, wenn ich den Flieger nicht verpassen wollte, also ging´s unverrichteter Dinge zurück durch den Feierabendverkehr in Richtung Blankenese, um die notwendigen Sachen zusammenzupacken, und dann weiter zum Flughafen.
Der Germanwings-Maschine startete pünktlich um 20:35 Uhr. „Rekordverdächtige 35 Minuten Flugzeit“ hatte der mit diversen humoristischen Einlagen glänzende Kabinensteward angesagt, und so hatte ich meine Abholung in Düsseldorf für 21:30 Uhr organisiert.
Schnell ging´s dann auch in Richtung der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, aber dort begann der Kapitän dann über dem im Vergleich zu New York fast schon bescheidenen Lichtermeer zu kreisen. Wegen einer Bombenentschärfung können wir noch nicht landen, lautete die Borddurchsage, es müsse abgewartet werden, wie sich die Dinge entwickeln. Nach guten 20 Minuten Kreisverkehr kam die Hiobsbotschaft: Es sei noch nicht abzusehen, wann in Düsseldorf wieder gelandet werden könne, deshalb gehe es jetzt nach Köln, von wo Busse die Passagiere nach Düsseldorf transportieren würden. Na, prima. Inzwischen war ich – abgesehen von einer zweistündigen Erholungspause – rund 30 Stunden auf den Beinen, da freut man sich ganz besonders über eine solche Verzögerung. Misslich ist auch, dass man seinen Abholer aus dem Flieger heraus nicht über den unerwarteten Verlauf der Dinge informieren kann.
Aber weil das Leben bisweilen auch positive Überraschungen bietet, wurde uns während des Landeanflugs zum Kölner Flughafen mitgeteilt, dass der Düsseldorfer Flughafen jetzt wieder angeflogen werden könne. Also gab´s eine erneute Kehre und um 22 Uhr landeten wir dann tatsächlich am vorgesehenen Bestimmungsort. Prima, jetzt nur noch den Koffer vom Band holen, und dann raus zum Fahrzeug.
Denkste! Was nicht kam, waren die Koffer. „Die Gepäckausgabe beginnt in wenigen Minuten“, stand auf dem Display geschrieben, und das durften wir uns geschlagene 40 Minuten ansehen. Dann kam immerhin eine akustische Durchsage: „Die Gepäckausgabe verzögert sich noch um einige Minuten“. Ich habe versucht, die Germanswings-Hotline anzurufen. Eine freundliche Bandansage teilte mir mit, dass die Warteschleife „weniger als 20 Minuten“ dauern würde. Das nenne ich Service.
Um 23 Uhr kamen dann tatsächlich die Koffer, um kurz vor Mitternacht landete ich schließlich in meiner Mönchengladbacher Wohnung an.
Jetzt kann ich in einer knappen halbe Stunde in aller Ruhe vor dem Mönchengladbacher Schöffengericht verhandeln. Wie schön!
Kategorie: Strafblog
Permalink: Vom Big Apple, Körperwelten, einem Eisenbahnerstreik und einer Prozessanreise mit Hindernissen
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