Von langen Reisen, Nägelkauen und Piraten



Veröffentlicht am 16. März 2012 von

Gestern mit dem Flieger von Palma nach Stuttgart, von dort zur Besprechung in die JVA Aichach, Übernachtung in Augsburg, dort heute morgen Berufungshauptverhandlung. Ich habe darüber im strafblog berichtet. Jetzt sitze ich im ICE von Augsburg nach Hamburg, wo ich morgen „meinen Piraten“ in der JVA Hahnöfersand aufsuchen werde. Am Montag geht´s dann weiter im Piratenprozess.

Der ICE ist gerammelt voll. In Augsburg ging´s ja noch, aber dann füllte sich der Zug zunehmend, ist ja Freitagnachmittag und die Leute wollen ins Wochenende. Und da die Sonne scheint, sind´s besonders viele. Immerhin, wir haben bereits Hannover passiert und nähern uns unaufhörlich der Hansestadt. Der Mann mir gegenüber ist eingeschlafen und schnarcht. Besser als das lautstarke Nasehochziehen, dass mich auf der ersten Weghälfte begleitet hat. Ich wollte der schniefenden Frau schon ein paar Tempotücher organisieren, aber dann sah ich, dass sie eine große Packung vor sich liegen hatte. Anscheinend war es ihr zu anstrengend, diese zu benutzen.  Fürchterlich, dieses blubbernde Geräusch. Ich habe schließlich den Platz gewechselt, da war es ja noch nicht ganz so voll im Zug.  Der Umzug war mit dem ganzen Gepäck, das ich von Mallorca mitgebracht habe, ein wenig umständlich, aber immer noch besser als das Rumgerotze, dachte ich.

Mein neuer Nachbar war intensiv mit seinem Laptop beschäftigt und kaute dabei unaufhörlich an seinen Fingernägeln. Das heißt, an dem, was noch davon übrig war. Es gab jedesmal ein knipsendes „Pling“, wenn er allen Erwartungen zum Trotz noch einen Restbestand der Hornmasse zwischen seine Zähne bekam und diese dann abbiss. Irgendwie ekelhaft, aber ich wollte nicht noch einmal den Platz wechseln, und außerdem war das Abteil jetzt auch restlos besetzt. Ein Glück, dass der Mann in Kassel-Wilhelmshöhe den Zug verließ. Vorübergehend ließ sich eine junge, ziemlich übel tätowierte Frau auf seinem Platz nieder, die mit ihrem iPod Rap hörte, der laut vernehmlich unter den Kopfhörern hervorquoll und zu mir herüberwehte. Besser als Naseschniefen und Nägelkauen, dachte ich. Da störte das Geknatsche mit dem Kaugummi nur unwesentlich.

Aber das ist jetzt alles vorbei. Nur ganz leise wabern die Schnarchgeräusche meines Gegenübers durch´s Abteil, sie behindern mein Geblogge so gut wie gar nicht. Noch 40 Minuten, dann erreiche ich Hamburg-Dammtor. Von dort sind´s nur noch 10 Minuten mit dem Taxi zu meiner Bleibe. Dann beginnt das Wochenende, wie schön ….

Zu meinem Piraten fahre ich gerne, der Junge freut sich immer so über meinen Besuch. Es wird Zeit, dass er rauskommt aus dem Knast, wir arbeiten daran.


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