Von wegen – früher war alles besser. Jugendliche stehen nicht mehr auf Drogen?!



Veröffentlicht am 25. August 2012 von

Winston Churchill

Was ist nur mit unseren Kindern und Jugendlichen los, oder gilt der (fälschlicherweise?) dem ehemaligen englischen „Kriegs-Premier“ und Literatur-Nobelpreisträger Winston Churchill zugeschriebene Satz, „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe!“? Jedenfalls las ich heute in meinem neuen iPaper der taz die Überschrift „Cannabis wird bei der Jugend unbeliebter“. Dass ich aber überhaupt an den Artikel im iPaper kam, verdanke ich nur meinem Beharrungsvermögen und Kampfesgeist – und vielleicht meinem Verständnis für die anscheinend immer noch von der Frankfurter Schule indoktrinierte kritische Tageszeitung. Wie hieß es doch sinngemäß bei dem verquasten, kaum lesbaren Adorno: „Der intellektuelle Text soll keineswegs von jedem verstanden werden müssen. Er ist wie eine Flaschenpost, deren Dechiffrierung zeitlich, räumlich und in der Person des Finders äußerst unbestimmt in der Zukunft liegt.“ Auf die Installationsanleitung der taz trifft das tatsächlich zu. Aber ansonsten? Was für ein Unsinn! Dialektik der Aufklärung hin oder her. Jeder Idiot kann zufällig eine Flaschenpost finden, wie schon der Text „Message in a Bottle“ von „The Police“ beweist:

„Just a castaway an island lost at sea-o
another lonely day no one here but me-o
more loneliness than any man could bear
rescue me before I fall into despair

I’ll send an S.O.S. to the world
……………………

A year has passed since I wrote my note
I should have known this rights from the start
only hope can keep me together
love can mend your life but love can break your heart

I’ll send an S.O.S. to the world
………………..

Walked out this morning don’t believe what I saw
hundred billion bottles washed up on the shore
seems I’m not alone in being alone
a hundred million castaways looking for a home.“ 

Theodor W. Adorno

Ja, ja, ich weiß, wie Adorno das gemeint hat – trotzdem ne blöde Allegorie. Jedenfalls war es eine verdammt harte Arbeit, das taz-App auf meinem iPad zu implementieren. Wo man beim Spiegel- und Süddeutschen-App einfach drei Klicks macht und seine Kontodaten angibt, bedarf es bei dem Tazschen iPaper Tage, bis man die Zugangsdaten zugesandt bekommt und sich dann fragt, wo in drei Teufels Namen man diese denn eintragen soll. Und so folgte ich dreimal der beschissenen, aber absolut notwendigen Gebrauchsanweisung und einem Youtube-Tutorial, bis ich endlich den Flaschentext kapiert hatte. Das „Flaschen“ bezieht sich dabei auf die Typinnen, die das taz-App entwickelt haben! Und dennoch: Für die knapp 20 € Monatsbeitrag – es lohnt sich, falls man das Programm installiert kriegt! Auch wenn  die taz mittlerweile – wie die Partei der Grünen – durchaus mal im grauen Anzug daher schreitet und nicht mehr nur mit verschwitzten Turnschuhen gegen die Betonwände des Establishments  springt, auch wenn sie angeblich immer noch mit Solidaritätsbettelei um´s Überleben kämpft – es macht immer noch Spaß, die taz zu lesen.

Zurück zum Ausgangspunkt.

Die taz nimmt in ihrer zitierten Überschrift auf die seit 25 Jahren durchgeführte Kinder- und Jugendgesundheitsstudie („Health Behaviour in School-aged Children“; HBSC) der Weltgesundheitsorganisation WHO im Vergleich der Jahre 2002, 2006 und 2010 Bezug. Dabei werden ca. 200.000 Kinder und Jugendliche (5.000 davon in Deutschland) aus 40 Ländern im Alter zwischen 10 und 16 Jahren zu gesundheitsbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen befragt. An den diesjährigen Auswertungen arbeiteten Hallesche Wissenschaftler um Professor Dr. Matthias Richter (Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie) und Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität, der Universitäten in Bielefeld, Dresden und Hamburg sowie die FH Frankfurt mit. Sie kamen bezüglich der Drogen Nikotin, Alkohol und Cannabis zu dem für mich überraschenden Ergebnis:

„Rauchen
Das regelmäßige Rauchen hat von 2002 auf 2010 deutlich abgenommen. „Die Rate bei den 13-Jährigen reduzierte sich von 14,1 Prozent im Jahr 2002 auf drei Prozent im Jahr 2010“, sagte Professor Richter. Besonders stark sei der Rückgang von 2002 auf 2006 gewesen. Deutlich war auch der rückläufige Trend bei den 15-Jährigen: von 33 Prozent auf 14,9 Prozent. Der geschlechtsspezifische Unterschied ist zwischen Jungen und Mädchen dabei relativ gering.

Alkohol
Beim Alkoholkonsum (regelmäßig bzw. alkoholbedingte Rauscherfahrungen) ist ein ähnlicher Trend wie beim Rauchen zu erkennen. Professor Richter: „Die Raten sind unabhängig von Alter und Geschlecht deutlich gesunken.“ Für wiederholte Rauscherfahrungen haben sich die Werte für die 13-Jährigen mehr als halbiert, bei den 15-Jährigen um ein Viertel reduziert. Insgesamt haben Jungen deutlich mehr Alkoholerfahrungen als Mädchen – anders als beim Rauchen.

Cannabis
Einen ausgeprägten Rückgang gab es ebenso beim Cannabiskonsum, wobei deutlich mehr Jungen als Mädchen Erfahrungen mit dieser Droge gemacht haben. Bei Jungen sank die Rate von 22 Prozent (2002) auf 10,7 Prozent acht Jähre später, bei Mädchen war ein Rückgang von 14,8 auf 5,7 Prozent zu verzeichnen.

Fazit: „Unter Berücksichtigung dieser Daten kann mit Blick auf die vergangenen acht Jahre von einer Trendwende gesprochen werden“, findet der hallesche Medizinsoziologe. Nach dem deutlichen Anstieg der Konsumraten von Tabak, Alkohol und Cannabis in den Jahren 1994 bis 2002 ist nun ein klarer Rückgang zu verzeichnen. „Besonders deutlich wird dies beim Rauchverhalten“. Die Wissenschaftler sehen dabei verschiedene Ursachen: zum einen gesetzgeberische Maßnahmen, zum anderen aber auch gesamtgesellschaftliche Veränderungen: „Die Einstellung gegenüber Rauchern und dem Rauchen ist gekippt“, fasst Professor Richter zusammen. Eine Erklärung könne die allgemeine Stärkung des Gesundheitsbewusstseins in der Bevölkerung sein und die höhere Bedeutung für die eigene Gesundheit der Heranwachsenden.

In den Befragungen konnte auch eine leichte Verbesserung der subjektiven Gesundheit sowohl bei Jungen als auch Mädchen über die vergangenen acht Jahre beobachtet werden. Die große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen fühlt sich gesund (2002: 85,2 Prozent, 2010: 87 Prozent). Die soziale Benachteiligung – und damit das erhöhte Risiko für eine beeinträchtigte Gesundheit – sei nach Ansicht der Wissenschaftler allerdings nicht rückläufig. „Die sozialen Unterschiede in der Gesundheit sind über den Beobachtungszeitrum hinweg konstant geblieben.“ Kinder und Jugendliche in der untersten Wohlstandskategorie schätzen ihre Gesundheit deutlich schlechter ein als sozial Privilegierte.“

Mein Fazit dazu: Von wegen, früher war alles besser – falls man der Statistik glaubt!

 

 

 


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