Zur Absurdität des Tötens von Staats wegen. Ein Plädoyer gegen die Todesstrafe am Beispiel der USA



Veröffentlicht am 29. Januar 2015 von

rp_Foto-4-300x270.jpgHeute möchte ich Sie, liebe strafblog-Leser, auf einen wirklich lesenswerten Beitrag von Markus Feldenkirchen hinweisen, der bei spiegel-online unter dem Titel „Todesstrafe in den USA: Illusion des sanften Tötens“ erschienen ist.

Der Autor setzt sich nicht nur erneut mit den zahlreichen Pannen bei Hinrichtungen, die teilweise unbeschreiblich qualvoll verlaufen sind, auseinander, sondern beschreibt auch die makabre Praxis der US-Justiz bei ihren Entscheidungen über Anträge auf Vollstreckungsaufschub, die ihrerseits folterähnlichen Charakter haben. Zum Beispiel dann, wenn Delinquenten wiederholt auf die Hinrichtung vorbereitet werden, sich von ihren Angehörigen verabschiedet haben, und dann mehrfach in letzter Minute eine Aussetzung der Vollstreckung gewährt wird, um dann schließlich doch die Hinrichtung zu vollziehen.

Wie sehr die Justiz von der politischen Grundhaltung der jeweiligen Bundesrichter geprägt wird, lässt sich auch daran ablesen, dass es nicht selten zu knappen Mehrheitsentscheidungen kommt, bei den die von den Republikanern nominierten Richter für die Hinrichtung und die von den Demokraten nominierten Richter dagegen votieren. Mit Recht oder gar Gerechtigkeit hat das, so denke ich, nur wenig zu tun.

„Dieses Tauziehen um Leben und Tod“, schreibt Feldenkirchen, „ist verstörend, es ist eine Farce, die eines demokratischen Rechtsstaats nicht würdig ist. Das alles findet schließlich nicht in Saudi-Arabien, sondern in der Führungsmacht der westlichen Welt statt.“ Es habe sich als große Illusion erwiesen, dass die Giftspritze das Töten von Staats wegen sanft gestalte. Und Menschen – ich setze hinzu: wehrlosen Menschen – das Leben zu nehmen, sei immer ein „Akt von Gewalt, grausam und brutal“. Niemals dürfe sich ein Staat  auf das Niveau derer begeben, die er bestrafen wolle.

Ich stimme ohne Einschränkung zu und habe das schon in zahlreichen strafblog-Beiträgen betont. Irgendwann, meint der Autor, werden die Amerikaner „den Irrsinn dieses Systems nicht mehr ausblenden können“. Ich hoffe, diese Erkenntnis wird keine Ewigkeiten mehr auf sich warten lassen.


Kategorie: Strafblog
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