Es ist noch keine vier Jahre her, da war Dominique Strauß-Kahn, kurz DSK genannt, als Direktor des Internationalen Währungsfonds und designierter Präsidentschaftskandidat der französischen Sozialisten einer der mächtigsten Männer der westlichen Welt. Dann kam die Affäre um das aus Guinea stammende „Zimmermädchen“ Nafissatou Diallo, die den virilen Franzosen bezichtigte, sie in einem New Yorker Hotel zum Oralsex gezwungen und versucht zu haben, sie noch weitergehend zu vergewaltigen. DSK bestritt dies und behauptete, dass es zu einvernehmlichem Sex gekommen sei, den er als „moralischen Fehler“ verstanden wissen wollte.
In der Person und im Aussageverhalten der Frau fanden sich etliche Widersprüche, was dazu führte, dass die Staatsanwaltschaft ihre Anklage fallen ließ. Zivilrechtlich ließ sich DSK später auf einen Vergleich ein, um die Sache hinter sich zu bringen. Da war sein Ruf schon weitgehend ruiniert. Seinen Posten als IWF-Direktor hatte er aufgeben müssen und die Präsidentschaftskandidatur war er ebenfalls los.
Zahlreiche tatsächliche oder angebliche Sexaffären von DSK kamen im Zuge der Berichterstattung ans Licht der Öffentlichkeit, was unter anderem dazu führte, dass seine ebenso reiche wie erfolgsverwöhnte Ehefrau, die Journalistin und Moderatorin Anne Sinclair, sich schließlich von ihm trennte und sich scheiden ließ.
Ab heute steht DSK im Zusammenhang mit seinen recht offensichtlichen sexuellen Eskapaden, die er dem Grunde nach auch gar nicht bestreitet, im französischen Lille vor Gericht. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Angeklagten, darunter Geschäftsmänner und Polizeibeamte, wird ihm vorgeworfen, an einem Prostitutionsring beteiligt gewesen zu sein und zahlreiche Sexorgien organisiert zu haben. Wie bei zeit-online berichtet wird, soll es unter anderem um Partys in Paris und in Washington gehen, die vom Carlton Hotel in Lille aus organisiert worden sein sollen. DSK hat seine Beteiligung an diversen Events mit sexuellen Ausschweifungen eingeräumt. Er bestreitet aber, gewusst zu haben, dass es sich bei den beteiligten Damen um Prostituierte handelte. Swingerparties stünden schließlich auch nicht-professionellen Frauen offen.
Im Falle einer Verurteilung drohen dem guten Dominique bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe, darüber hinaus auch eine Geldstrafe bis zu 1,5 Millionen Euro. Mit seiner Aussage in dem spektakulären Verfahren, zu welchem sich zahlreiche Journalisten angesagt haben, wird nicht vor dem 10. Februar gerechnet. Für Spannung ist gesorgt.
Kategorie: Strafblog
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