Ricky Jackson ist laut spiegel-online der Mann, der in den USA bislang erwiesenermaßen am längsten unschuldig im Gefängnis gesessen hat. 39 Jahre, fast 15.000 Tage und Nächte, hat der heute 57-jährige schwarze US-Bürger hinter Gittern zugebracht, weil er als 18-Jähriger von einem Zwölfjährigen als Mittäter eines bewaffneten Raubüberfalls identifiziert worden war, bei dem ein Weißer erschossen und eine Frau schwer verletzt worden war. Der besagte Zwölfjährige hatte später – da war er schon erwachsen – einem Priester anvertraut, dass er gar nichts zum Tatgeschehen hätte sagen können, weil er zur Tatzeit in einem Schulbus weitab vom Geschehen saß. Das hatte er später auch vor Gericht bezeugt.
Jackson, der immer seine Unschuld beteuert hatte, war 1975 zum Tode verurteilt worden. Wegen Verfahrensfehlern sei das Urteil 3 Jahre später in lebenslange Haft umgewandelt worden, heißt es bei spiegel-online, wobei sich für mich die Frage aufdrängt, warum es dann keinen neuen Prozess mit Freispruch gegeben hat.
Gestern durfte Jackson jedenfalls das Gefängnis in Cleveland verlassen – angeblich ohne einen Cent in der Tasche. Das Ohio Innocent Project hat ihm seine Unterstützung zugesagt. Möglicherweise wird der Mann ja irgendwann eine opulente Haftentschädigung erhalten, die ihm dann den Lebensabend absichert. Die verlorenen Jahre kann er leider nicht zurückerhalten.
Gegenüber der Presse soll Jackson gesagt haben, der ehemalige Belastungszeuge sei von der Polizei zu der Falschaussage gedrängt worden. Den Mann hasse er nicht, er wünsche ihm alles Gute.
Jackson ist nach Angaben des Informationszentrums für Todesstrafe in diesem Jahr der fünfte ehemalige Todeskandidat, der gerichtlich für unschuldig befunden wurde. Seit 1973 seien es insgesamt 149 Personen gewesen.
Ich habe im strafblog schon wiederholt über gravierende Justizirrtümer in den USA berichtet, so z.B. über den Fall der Central Park Five, die später immerhin 40 Millionen Dollar Strafentschädigung erhielten.
Kategorie: Strafblog
Permalink: 15.000 Tage und Nächte unschuldig im Gefängnis – Hat die Polizei ein Kind zur Falschaussage gedrängt?
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