Angeblich Beweise für Schmiergeldzahlungen bei WM-Vergabe an Katar: Ehemaliger US-Staatsanwalt ermittelt



Veröffentlicht am 1. Juni 2014 von

Rainer Pohlen

Rainer Pohlen

Massive Korruptionsvorwürfe gegen hohe FIFA-Funktionäre gibt es seit Jahren. FIFA-Präsident Blatter und seit einiger Zeit auch UEFA-Präsident Michél Platini gelten vielen als skrupellose Apparatschiks, die überall die Hand aufhalten, wo es etwas zu verdienen gibt. Aber Gerüchte allein reichten bislang nicht aus, dem Machtapparat der Fußballbonzen etwas Durchschlagendes entgegenzusetzen.

Die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2022 an den Wüstenstaat Katar im Dezember 2010 ist von vielen Berichterstattern als grotesk empfunden worden, das Wort von der gekauften WM machte schnell die Runde. Katar gehört nicht gerade zu den Mutterländern des Fußballs, und die klimatischen Bedingungen dort sind insbesondere im Sommer mit Temperaturen von weit über 40 Grad nicht gerade fußballfreundlich. Schon Jahre vor dem geplanten Start der WM ist die Zahl von Skandalen und Unerträglichkeiten kaum noch überschaubar, man denke etwa an die unsäglichen Arbeitsbedingungen von zigtausenden „Gastarbeitern“, die unter sklavenartigen Umständen am Bau der Sportstätten mitwirken und dabei ihr Leben riskieren. Von dutzenden Toten ist bislang schon die Rede, mit hunderten ist bis zum Beginn des Spektakels zu rechnen.

Aber jetzt sieht es so aus, als könnte den hyperreichen Scheichs die WM doch noch weggenommen werden. Das liegt weniger daran, dass der Sepp Blatter die Vergabe dorthin im Hinblick auf die klimatischen Bedingungen vor kurzem als Fehler bezeichnet hat. Nein, es geht darum, dass die Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der WM-Vergabe laut n-tv nunmehr beweisbar sein sollen. n-tv beruft sich dabei auf einen Bericht der britischen „Sunday Times“, der nach eigenen Angaben geheime Dokumente vorliegen, die belegen, dass der ehemalige katarische Fußballfunktionär Mohamed bin Hammam im Vorfeld der Entscheidung 5 Millionen Dollar an andere Offizielle gezahlt hat, um deren Unterstützung für die Bewerbung Katars abzusichern.

Eine FIFA-Kommission unter Leitung des ehemaligen US-Staatsanwalts Michael Garcia ermittelt derzeit in dem Casus. Wie unabhängig die Kommission ist, vermag ich nicht zu sagen, aber wenn schon der Blatter sich öffentlich gegen die WM in Katar ausspricht, dann mag es ja sein, dass man etwas genauer hinschaut als bei anderen Gelegenheiten. Immerhin war Bin Hammam, der damals Ambitionen hatten, dem Schweizer Sepp die FIFA-Präsidentschaft streitig zu machen, im Jahr 2011 von der Ethik-Kommission des Weltverbandes (ja, die gibt es tatsächlich!) lebenslang gesperrt worden, weil er versucht haben soll, gemeinsam mit einem Funktionär aus dem ebenso bedeutenden Fußball-Land Trinidad und Tobago Stimmen für seine Kandidatur zu kaufen. So etwas kann man mit dem Blatter Sepp doch nicht machen!

FIFA-Exekutiv-Komitee-Mitglied und Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger hat nunmehr verlauten lassen, dass er alles andere als sicher sei, ob die WM tatsächlich in Katar ausgetragen wird. Es werde auf den Gesamteindruck von Ermittler Garcia ankommen, ob die Vergabe-Entscheidung sauber ablief, wird er zitiert. Hege dieser ernstliche Zweifel und spreche die FIFA die Empfehlung aus, die Entscheidung zu überdenken, so werde der Kongress nicht umhin können, die WM neu zu vergeben, äußerte Zwanziger gegenüber dem HANDELSBLATT.

Dem Blatter Sepp dürfte das recht sein. Immerhin hat sein Hauptkonkurrent um die FIFA-Präsidentschaft, der frühere Fußball-Weltstar Platini, sich seinerzeit für die Vergabe der WM an Katar stark gemacht. Dabei sollen gerüchteweise starke Eigeninteressen Platinis eine Rolle gespielt haben.

Wenn es nach mir gehen würde, dann müsste es einen radikalen Rundumschlag innerhalb der Spitzenfunktionärsriege der FIFA geben. Die FIFA scheint zu einem Augiasstall verkommen zu sein, in dem nur noch gründliches Ausmisten hilft.

 

 


Kategorie: Strafblog
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