So´n Mist aber auch. Die Bahn kriegt´s einfach nicht auf die Reihe. Gefühlte 50 Prozent aller Reisen mit den Fernzügen der Deutschen Bahn gehen irgendwie schief, vor allem auf der Strecke von Düsseldorf nach Hamburg. Nach mehr als 15 Monaten Piratenprozess kann ich ein Lied davon singen. Nimmst Du den ICE über Hannover, ist die Chance riesengroß, in der niedersächsischen Landeshauptstadt den Anschlusszug nach Hamburg zu verpassen. Die Umsteigezeit dort beträgt nach Fahrplan 8 Minuten, aber allzu oft kommt der ICE Düsseldorf-Berlin ein paar winzige Minuten zu spät und kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof erfährt der frustrierte Fahrgast, dass der Zug nach Hamburg aus unerfindlichen Gründen nicht mal 2 Minuten warten konnte. Irgendjemand muss aber warten, und so wartest du halt mindestens eine halbe Stunde auf den Weitertransport. Das ist Kundenfreundlichkeit! Schafft es der Zug aus Düsseldorf mal pünktlich, hat garantiert der Anschlusszug erhebliche Verspätung, so dass eine pünktliche Ankunft in Hamburg hieran scheitert.
Will man das Umsteigerisiko vermeiden, nimmt man besser einen Direktzug von Düsseldorf nach Hamburg. Was soll da schon schiefgehen? Denkste. Es geht oft was schief. Beim letzten Mal hat´s mich in Osnabrück erwischt, da habe ich mir meinen Frust schon von der Seele gebloggt. Ein paar Schwarzfahrer waren der Grund, dass ein paar hundert Fahrgäste über ein Viertelstunde warten mussten, bis die Bundespolizei kam. Zur Durchsetzung von Recht und Ordnung werden zahlende Kunden mal eben verdonnert, ihre wertvolle Zeit den Interessen der Bahn zu opfern. Irgendwie hat das was mit Nötigung zu tun, finde ich …
Heute kam´s noch schlimmer. „Unser Zug nach Hamburg-Altona endet wegen eines technischen Defekts außerplanmäßig schon in Münster“, lautete eine einigermaßen erschreckende Durchsage. „Ein Ersatzzug wurde in Essen bereit gestellt und wird etwa 45 Minuten später in Münster ankommen“, hieß es weiter. Was bedeutete, dass sich die Ankunft in Hamburg für mich von 0:30 Uhr auf 01:15 Uhr in der Nacht verzögern würde.
Der Hauptbahnhof von Münster gehört zu den trostlosesten Großstadtbahnhöfen in Deutschland. Heute war er noch trostloser, weil die von den Gleisen zum Eingang führende Unterführung sich in eine Großbaustelle verwandelt hatte und sämtliche Geschäfte und Kioske in der Eingangshalle geschlossen hatten. Auf der Anzeigetafel hieß es jetzt, dass der Ersatzzug mehr als eine Stunde später kommt. Das würde heißen, Ankunft in Hamburg nach 01:30 Uhr.
Immerhin war der Informationsschalter noch geöffnet. Ein freundlicher Bahnbediensteter erklärte mir, dass mit der Ankunft des Ersatzzuges nicht vor 23 Uhr gerechnet werden könne. Also habe ich den Bahnhof verlassen und mich ein gegenüberliegendes Bistro gesetzt. Kurz vor 23 Uhr war ich dann wieder im Bahnhof. Verdutzt stellte ich fest, dass der Zug nach Hamburg nicht mehr auf der Anzeigetafel aufgeführt wurde. Meine schrecklichsten Ahnungen bestätigten sich schnell. Der freundliche Bahnbedienstete zuckte bedauernd die Schultern, als er mir erklärte, dass der Ersatzzug aus Essen auf der Strecke 10 Minuten aufgeholt hätte und deshalb gerade Richtung Hamburg davongefahren sei. Nein, jetzt geht kein Zug mehr in diese Richtung, erst morgen früh um 04:17 Uhr wieder. Immerhin, großzügig wie die Bahn ist, wurde mir ein Hotelvoucher für eine Übernachtung im nicht gerade erstklassigen Conti-Hotel direkt vis-á-vis offeriert. Und weil der Teufel in der Not Fliegen frisst, hocke ich jetzt dort in meiner Kemenate und warte, dass es 4 Uhr wird, damit ich mich wieder auf den Weg machen kann. Schließlich beginnt mein Prozess in Hamburg morgen schon um 8 Uhr.
Halleluja!
Kategorie: Strafblog
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