Auch Gynäkologen sind Männer – Zur Sexualität und den damit verbundenen Risiken eines Berufsstandes



Veröffentlicht am 25. April 2012 von

Vaginal-Spekulum, User: Ceridwen

Unter dem Titel „Den Beruf zum Hobby gemacht (?) – Gynäkologe darf wegen Aufnahmen vom Intimbereich der Patientinnen auch weiterhin nicht praktizieren“ hatte ich in einem strafblog-Beitrag vom 17.4.2012 über das berufs- und strafrechtliche Verfahren gegen einen Frauenarzt aus Schifferstadt berichtet, der heimlich mehr als 35.000 Fotos und Videoaufnahmen vom Intimbereich seiner Patientinnen gemacht und auf seinem Rechner gespeichert haben soll. Hierzu hat strafblog-Leser „PFloyd“ einen recht umfangreichen und durchaus interessanten Kommentar geschrieben, den ich nachfolgend wiedergebe, damit er nicht weitgehend ungelesen untergeht.

Hier ist er:

Warum werden Männer Gynäkologen? Hier einige nicht überraschende Antworten. „Sexualität beim männlichen Frauenarzt ( Gynäkologen)  ? „ Gerhard Amendt , emeritierter Professor am Institut für Geschlechter- und Generationenforschung der Universität Bremen in seiner Studie zum Berufsstand der Gynäkologen:“ Der Mann in Gynäkologengestalt nähert sich der Frau in einer Art und Weise, die ihm sonst nur in einer Liebes – und vertrauten Beziehung gestattet ist.“ Amendt sieht die Grenze zwischen gynäkologischer Untersuchung und sexueller Berührung mit den Händen ineinander übergehend .

Was viele Frauen verdrängen und die meisten Männer schon immer befürchtet haben. Es geht hier nicht um sexuelle Grenzverletzungen von Frauenärzten, gar im Bereich strafrechtlicher Verantwortung. Es geht um  „ normale „ Untersuchungshandlungen von Frauenärzten an ihren Patientinnen, Abtasten der Brüste, Untersuchung von Vagina und  Rektum mit Fingern oder Einführen von Gegenständen, intimes Patientinnengespräch u.ä.. Wird dadurch ein männlicher Gynäkologe sexuell stimuliert? Zum Verständnis der Sexualität des Frauenarztes sind  Kenntnisse über das Funktionieren männlicher Sexualität hilfreich.  Männerarzt Dr. med. Frank Sommer,( „ Docinsider.de „) zum Thema männliche Sexualität :“Die Erektion (Gliedversteifung) wird oft durch erotische Reize ausgelöst, zum Beispiel optische oder taktile (d.h. durch Informationen, die durch Berührung der Genitale oder der so genannten erogenen Zonen übermittelt werden)“. Der Männerarzt Prof. Dr. Georg Pfau( „ Es gibt nun mal zwei Geschlechter“ ): „ Die Erektion wird von einem komplizierten Reflex gesteuert, der nicht beeinflusst werden kann. Auslöser sind visuelle, akustische und mechanische Reize, die auf einen Mann einwirken.“ …“ und weil diese Sexualhormone ganz unterschiedliche Einflüsse auf das Sexualverhalten besitzen, sind Männer und Frauen nirgends so unterschiedlich wie beim Sex.“ Kann männliche Sexualität die beiden Handlungen, medizinische Untersuchung und sexuelle Stimulation voneinander trennen ? Was sagen Frauenärzte selbst dazu ?: Der Frauenarzt Prof. Dr. Hans Harald Bräutigam,  Jahrzehnte lang Chefarzt einer Frauenklinik,  in seinem autobiografischen Buch „Beruf Frauenarzt – Erfahrungen und Erkenntnisse eines Gynäkologen, S. 37 ff : „Natürlich sind Ärzte … sexuell lebendige Wesen. Auch zu meiner Zeit sind einige wenige Kollegen mit der Nähe zum anderen… Geschlecht nicht fertig geworden. Der Ansturm der Gefühle, der nicht zu unterdrückenden Wünsche droht sie zu überwältigen…. Gut wenn sie das begreifen, ehe es zu dem kommt, was recht unscharf Übergriffigkeit genannt wird, aber besser mit dem juristischen Begriff als Verstoß gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Patienten oder gar als Vergewaltigung bezeichnet werden sollte. Wie häufig das vorkommt – und es kommt häufig vor, damals wie heute – und ob und wie viele Frauenärzte wie oft bei den Untersuchungen Erektionen haben oder danach masturbieren, das interessierte nicht. Und völlig frei von erotischen Anwandlungen war auch ich nicht, …In der Zweisamkeit des Sprechzimmers, in dem keine Zeugin mehr erforderlich war,… stellten sich weit eher Sympathien  bis hin zu erotischer Attraktion ein “.   ( Ärztinnen sind der modernen Zeit geschuldet. )

Frauenarzt Dr. Bräutigam räumt auch mit der Mär der Frauen und mancher Männer auf, „ wenn man 30 weibliche Geschlechtsteile am Tag gesehen hat, vergeht einem der Appetit auf Sexualität“ u.ä.. Bräutigam: „Ich weiß, mancher meint, wie der Bäcker bald keinen Kuchen mehr sehen könne, verginge dem Gynäkologen rasch der erotische Appetit. Das stimmt weder hinsichtlich aller Bäcker und – noch viel weniger – für Gynäkologen. Der Bäcker kann zudem auf andere Speisen ausweichen, die Sexualität hat im Normalfall nur ein Ziel…““( Samenerguss/  Orgasmus ) Bräutigam weiter:“ Das sexuelle Verlangen ( ist ) in seinem Wesen nach unstillbar und höchstens vorübergehend ruhig zu stellen. Warum sollte mir das anders gehen, bloß weil ich professionell mit Frauen und ihrer Geschlechtlichkeit zu tun hatte.“Frauenarzt Bräutigam zum Motiv der Berufswahl von männlichen Gynäkologen:   „(Frauenärzte )…, die eingestandenermaßen Gynäkologen geworden sind, weil sie sich zu Frauen hingezogen fühlten.“ Die  „  Zeit online „ berichtet in einem Artikel „ Machen Sie sich frei „ zur 25. Jahrestagung der  DGPGG ( Gynäkologenkongress ) in Bremen:“ … wollten die Teilnehmer wissen, wie sie mit ihren eigenen erotisch-sexuellen Problemen und denen ihrer Patientinnen umgehen sollen.(Es ) … wurde vielmehr deutlich, dass Ärztinnen und Ärzte… Menschen sind. Eine Binsenweisheit, die oft verdrängt wird. Für die Hamburger Psychotherapeutin Viola Frick-Bruder haben “Ärzte sexuelle Wünsche, Phantasien und homo- und heteroerotische Abweichungen wie andere auch”. Aus Unsicherheit gäben die Mediziner jedoch oftmals vor, erotische Empfindungen oder sexuelle Wünsche seien ihnen bei ihrer Berufsausübung fremd. In Bremen berichteten die Teilnehmer einer Selbsterfahrungsgruppe freimütig, dass ihre Berufswahl auch mit dem Vergnügen an erotischen Empfindungen in der Begegnung mit Patientinnen zu tun gehabt habe .“ Die Schweizer Journalistin Barbara Lukesch ( „ Die Gynäkologinnen kommen „ ) in einem Interview mit der Präsidentin des Dachverbands Schweizerischer Patientenstellen Ruth Dual: Innerhalb der Gynäkologen-Szene kursiert offenbar der Witz, wonach jeder Mann, der Frauenarzt werden will, ein psychiatrisches Gutachten von sich erstellen lassen muss, um seine Unbedenklichkeit zu belegen. Wie bewerten Sie eine solche Aussage? Dual: Der Spruch ist mit Sicherheit eine Reaktion auf die vielen Fälle von sexueller Gewalt in Gynäkologenpraxen, die eine Katastrophe für die männlichen Vertreter des Berufs darstellen. Wobei sich heute ganz abgesehen von diesen Fällen immer mehr Frauen die Frage stellen, was eigentlich die Motivation eines Mannes ist, der Frauenarzt werden will. Spielt womöglich nicht allein das Interesse an medizinischen Fragen eine Rolle? Dual: Dass die Lust an der Macht über Frauen bei einigen eine Rolle spielt und bei anderen auch eine gewisse sexuelle Motiviertheit, darf ja inzwischen offen ausgesprochen werden. Noch zwei Ärzte vom Fach:: Dr. Bibiana Kalmar, Frauenärztin und Frauenarzt Dr. Volker Korbei stellten sich den Fragen der“ Standard at.“, Österreichs Online – Medium für Frauen

dieStandard.at: Was interessiert insbesonders so viele Männer an dem Fach? Dr.Volker Korbei: ! … ich glaube, es geht hier sehr viel um Macht über Frauen und um Sexualität. Viele Gynäkologen haben ein gestörtes Frauenbild.“ dieStandard.at: Das hat dann aber doch wohl sehr viel mit Sexualität zu tun?! Dr. Bibiana Kalmar:“ Natürlich! Jeder Arzt, der sagt, Gynäkologie habe nichts mit Sexualität zu tun, sagt damit in etwa: Brot hat nichts mit Ernährung zu tun.“ Dr.Volker Korbei (lacht): „Es gibt tatsächlich Ärzte, die das behaupten. Aber das sagt sehr viel über deren Persönlichkeitsstruktur aus.“ Und weiter : „ …das hat auch damit zu tun, dass ich sie (die Patientinnen ) attraktiv finde. Ich sage Ihnen ganz offen: Wenn mir die Patientinnen als Frau nicht mehr gefallen, dann höre ich mit meiner Praxis auf. „ Der Frauenarzt und Fachbuchautor Professor Dr. Bitzer ( „ Der männliche Gynäkologe und seine Patientin“) über die Sexualität  des männlichen Gynäkologen in der Patientinnen -Beziehung : „ Dabei werden erotisch – sexuelle Triebbedürfnisse im Fühlen und in der Phantasie zugelassen und wahrgenommen.“ Bitzer in einem Referat auf der Jahrestagung der DGPGG( Gynäkologenkongress) in Bremen 1996zum Thema“ Der männliche Gynäkologe und seine Patientin“: „Ich werde diese durchaus verständliche Lust nicht befriedigen. Ich werde weder über die Häufigkeit von Erektionen bei männlichen Gynäkologen noch über deren Masturbationsgewohnheiten berichten. Nicht, weil es das nicht gibt, sondern weil eine isolierte, abgespaltene Darstellung solcher Befunde das Erotisch-Sexuelle eigentlich abwehrt, anstatt es anzunehmen und zu verstehen.“ Frauenarzt Dr. Bitzer weiter: “Das Bild der Frau, die zum männlichen Gynäkologen geht, variiert ebenfalls erheblich: von der vom Gynäkologen ausgebeuteten Hilflosen, über die in ihren Gynäkologen verliebte, abhängige Romantikerin weiter zur heimlich, das versteckt Erotische der Situation genießenden Raffinierten hin zur verführerisch, dominanten Hysterischen.“ ( Edith Bauer u.a. (Hrsg.) Psychosomatische Gynäkologie und Geburthilfe – Beiträge der Jahrestagung 1996, Psychosozialverlag Göttingen 1997 ) Jeder 25 jährige Medizinstudent, nach Physikum und Klinikum, weiß spätestens bei seiner Entscheidung für eine gynäkologische Facharztausbildung, wie der Anblick und das Berühren weiblicher Geschlechtsteile auf seine männliche Sexualität wirken. Was die Gynäkologie von Frauen hielt, hat der Frauenarzt Dr. Möbius vor 100 Jahren veröffentlicht in seiner Schrift: “Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes”: ” Nach alledem ist der weibliche Schwachsinn nicht nur vorhanden, sondern auch notwendig… Jemand hat gesagt, man solle von dem Weibe nicht mehr verlangen, als dass es “gesund und dumm” sei…“.

Die Sexualität des Frauenarztes ist keine Frage von Meinungen, sondern eine Erkenntnis.


Kategorie: Strafblog
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