Als Strafverteidiger freue ich mich immer, wenn ein Mandant oder eine Mandantin seine bzw. ihre Bewährungszeit durchgestanden hat, ohne erneut straffällig zu werden oder andere Bewährungsauflagen zu verletzen. Das gilt natürlich auch für Straftäter, die (aus manchmal unerfindlichen Gründen) nicht meine Mandanten sind.

Bei stern.de habe ich gerade gelesen, dass das Hollywood-Skandal-Girl Lindsay Lohan von der für ihre Bewährungsüberwachung zuständigen Richterin Sautner anlässlich einer nur wenige Minuten dauernden Anhörung für ihre konstruktive Haltung gelobt worden ist. „Sie befinden sich auf der Zielgeraden“, wird die Richterin zitiert. Lohan war unter anderem wegen verschiedener Alkohol- und Drogenvergehen und wegen Diebstahls einer wertvollen Kette in einem Schmuckgeschäft zu einem mehrwöchigen Hausarrest sowie 480 Stunden sozialer Arbeit verdonnert worden, die sie in einer Notunterkunft für Frauen und in einem Leichenschauhaus absolvieren musste. Außerdem  war ihr aufgegeben worden, an einem Besserungskurs für auffällig gewordene Ladendiebe teilzunehmen.

In einem züchtigen Khaki-Trench und nur dezent geschminkt sei die Lohan vor Gericht erschienen, heißt es in dem Beitrag, und sie habe sich an ihre Anwältin gekuschelt und über das Lob der Richterin gefreut, heißt es in dem Beitrag. „Es sieht so aus, als würden Sie ihr Leben langsam wieder in den Griff bekommen“, habe Sautner den ganz schüchtern wirkenden Star beglückwünscht.

Weiter so, Lindsay, kann man da nur sagen. Die Voraussetzungen für eine Resozialisierung sind besser als bei manch anderem Straftäter. Da können nicht nur die Millionen, die sie während der Bewährungszeit für ihren sensationellen Marilyn-Monroe-Playboy-Auftritt erhalten hat, hilfreich sein, sondern auch die ihr angetragene Hauptrolle in einer TV-Biografie der großen Hollywood-Diva Liz Taylor. Einen Vorvertrag soll es schon geben, und darin soll festgelegt sein, dass sie alle Bewährungsauflagen und juristischen Probleme mit Bravour meistern müsse, bevor sie die Rolle endgültig bekommt.

Ich wünschte mir, dass manch einer meiner Mandanten ähnliche Anreize bekäme, seine Bewährungsauflagen zu erfüllen. Mal sehen, was sich da machen lässt …