Da dürfte sogar Beltracchi staunen… Bilder im Wert von 1 Milliarde Euro gehortet



Veröffentlicht am 4. November 2013 von

Wolfgang Beltracchi

Wolfgang Beltracchi

Zahlreiche Kunstwerke von berühmten Malern des frühen 20. Jahrhunderts, darunter Campendonk, Max Ernst, Pechstein, Derain und Legier, hat Wolfgang Beltracchi mit Hilfe Dritter in alle Welt verkauft und hierfür Millionen kassiert. Ein kleines Manko war, dass Beltracchi die Bilder selbst gemalt hatte und dafür vor Gericht gestellt wurde. Ich hatte das Glück, in dem durchaus historischen Verfahren gegen den ziemlich genialen Fälscher einen der Mitangeklagten verteidigen zu dürfen. Nach wenigen Verhandlungstagen endete der Prozess Anfang 2012 mit einem recht moderaten Ergebnis für die Angeklagten, was sicher auch ein Verdienst der Verteidigung war. Beltracchi wurde zu 6 Jahren Haft verurteilt, die Mitangeklagten erhielten geringere Strafen.

Niemand weiß genau, wie viele Bilder Beltracchi im Laufe mehrerer Jahrzehnte gefälscht hat, es könnten hunderte gewesen sein. Manche davon hängen wohl auch heute noch als echte Gemälde in Museen und Galerien.

Anscheinend echt und überaus hochkarätig sind die rund 1.500 Bilder, welche der Zoll – wie erst jetzt bekannt wurde – bereits im Jahr 2011 in einer vermüllten Münchener Wohnung beschlagnahmt hat. Wie focus.de berichtet, haben die Werke von Picasso, Matisse, Chagal,  Nolde, Liebermann und anderen einen Wert von rund einer Milliarde Euro, also nicht gerade ein Pappenstiel. Letzter Besitzer und möglicher Eigentümer ist der 80-jährige Cornelius Gurlitt, Sohn eines Kunsthändlers namens Hildebrand Gurlitt, der einen Großteil der Bilder vermutlich in den 30er und 40er Jahren von den Nazis zu einem Spottpreis als „entartete Kunst“ erworben hat.

Eine Berliner Kunsthistorikerin ist dem Bericht zufolge damit beschäftigt, die wahren Eigentumsverhältnisse zu eruieren. Etliche Kunstwerke waren jüdischen Sammlern von den Nazis geraubt oder in Museen und Galerien konfisziert worden, bei anderen scheint die Herkunft völlig unklar zu sein. Bei welt.de findet sich ein spannender Hintergrundbericht, der sich auch mit der Frage befasst, wie die Sache auffiel und warum die bemerkenswerte Entdeckung erst jetzt, zwei Jahre nach der Beschlagnahme durch den Zoll, publik wurde. Es lohnt, in den WELT-Bericht hineinzulesen.

Möglicherweise verfügt Gurlitt noch über andere Kunstverstecke, spekuliert der FOCUS. Cornelius Gurlitt soll nämlich ein halbes Jahr nach der Beschlagnahme ein großformatiges Bild von Max Beckmann mit dem Titel „Löwenbändiger“ dem Kölner Auktionshaus Lempertz zur Versteigerung angeboten haben. Über Lempertz hatte auch Beltracchi einige seiner Fälschungen an den Mann gebracht.


Kategorie: Strafblog
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