Da kommt richtig Freude auf: „Hinrichtung light“ soll Todesstrafe wieder attraktiv machen



Veröffentlicht am 16. September 2014 von

rp_SAM_02923-300x2001.jpgIn diesem Jahr ist die Todesstrafe selbst bei deren zahlreichen Befürwortern in den USA ein wenig in Verruf geraten. Grund hierfür ist, dass mehrere Exekutionen nicht ganz plangemäß verliefen und einigermaßen grausam vonstatten gingen, weil Giftspritzen entweder falsch gesetzt wurden oder nicht die gewünschte schnelle Wirkung zeigten, so dass die Delinquenten ziemlich lange leiden mussten, bis der Tod eintrat. 25 Minuten dauerte der Todeskampf von Dennis McGuire im Januar in einem Gefängnis in Ohio, gleich zwei Stunden benötigte der Staat Arizona im Juni, um Josef Wood mit der Giftspritze vom Leben zum Tode zu befördern. In Oklahoma gab es gleich zwei schwere Pannen, der Todeskampf von Clayton Lockett soll einer der schrecklichsten in der Hinrichtungsgeschichte der Vereinigten Staaten gewesen sein.

Dem einflussreichen republikanischen Abgeordneten Mike Christian aus Oklahoma hat das alles eigentlich nichts ausgemacht. Wichtig sei allein, dass die „Bestien“ getötet werden, meint der gute Mann, egal, „ob per Giftspritze, per Guillotine oder durch Fütterung der Löwen“. So jedenfalls wird Christian bei spiegel-online zitiert, und dort ist man ja gewöhnlich gut informiert.

Aber Christian hat ein Problem: Die böse Presse hat über die Pannen bei der Hinrichtung berichtet und darauf hingewiesen, dass grausame Tötungen nach der Verfassung der USA verboten sind. Das „Image“ Oklahomas sei durch die Berichterstattung (und nicht etwa durch die Hinrichtungen) beschädigt worden, meinte Christian, und deshalb sei Abhilfe geboten, zumal den Gegnern der Todesstrafe keine weiteren Argumente geliefert werden sollten.

Und Christian hat eine Idee: Nach seiner Vorstellung sollen Verurteilte in seinem Bundesstaat zukünftig durch Stickstoff getötet werden, das sei sowohl schmerzlos als auch besonders kostengünstig. Außerdem sei das die menschlichste Art des Sterbens. Man sitze einfach da, und kurz darauf sei man tot. Wunderbar! Auch verschiedene Sterbehilfeorganisationen würden die Zufuhr von Stickstoff oder anderen Edelgasen wie Helium als sichere, schmerzlose und schnelle Form der Selbsttötung propagieren.

Der Verurteilte muss nach Christians Vorstellungen nur in eine luftdichte Kammer oder unter einen Plastiksack gesteckt werden, Stickstoff wird eingeleitet und die Abwesenheit von Sauerstoff führt ratzdifatz zum Tod, ohne dass der Delinquent das überhaupt merkt. Ob das Alles stimmt, ist eine andere Frage, es soll Berichte geben, wonach auch diese Art zu sterben qualvoll ist.

Da ficht den Mann allerdings nicht sonderlich an. Er weist darauf hin, dass seine Methode extrem kostengünstig sei, denn Stickstoff bekomme man für kleines Geld in jedem Baumarkt. Man brauche keine Fachleute, die eine Vene finden müssten, und gegebenenfalls reiche es schon, dem Hinzurichtenden eine Maske, eine Tüte oder ein kleines Zelt über den Kopf zu stülpen. Das sei noch billiger als die Kugeln für ein Erschießungskommando. Na also!

Bis Dezember will der kostenbewusste Abgeordnete einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen, und er ist sich sicher, dass er dafür eine Mehrheit bekommt, zumal ein Dr. Copeland von der East Central University in Oklahoma bereits mit einem wissenschaftliches Gutachten beauftragt wurde und die Methode bereits als effektiv und brauchbar bestätigt hat.

Es darf also weiter lustig von Staats wegen getötet werden in Oklahoma, zukünftig sogar völlig human und kotengünstig dazu. 80 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates befürworten angeblich die Todesstrafe, landesweit sollen es in den USA etwa zwei Drittel aller Einwohner sein. Traurig genug ist das, finde ich.

 

 


Kategorie: Strafblog
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