Das Elend mit der Bahn – Mehdorn ist schuld und morgen geht es mal wieder todmüde zur Arbeit



Veröffentlicht am 17. April 2012 von

 

ICE, Foto: Sebastian Terfloth User:Sese_Ingolstadt

Immer wieder mal steht man im Leben vor weitreichenden Alternativentscheidungen und heute habe ich mal wieder voll in die Kacke gepackt. Die Schicksalsfrage lautete am frühen Abend, ob ich mit dem Auto oder mit der Bahn von Hamburg nach Mönchengladbach fahren sollte, wo ich morgen früh ein paar Mandantentermine habe, bevor ich nach Duisburg-Hamborn in den Knast und danach in einer Steuerstrafsache zum Finanzamt nach Düsseldorf muss. Da es morgen Abend wieder zurück nach Hamburg geht, wo am Mittwoch in Sachen Piraterie verteidigt wird, lag es eigentlich nahe, sich für die Bahn zu entscheiden. Immerhin kann man im Zug arbeiten, blogggen und manchmal auch für ein paar Minuten die Augen schließen.

O.k., ich habe mich für die Bahn entschieden und das war ein Fehler. Bis Hannover bin ich pünktlich und störungsfrei gekommen, das ist doch immerhin etwas, oder? Der Anschlusszug nach Düsseldorf sollte um 21:31 Uhr abfahren. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt waren komfortable 26 Minuten Umsteigezeit in die S-Bahn nach Mönchengladbach vorgesehen, was sollte da schon schiefgehen? Nun gut, kurz vor Hannover zeigte mir meine Bahn-App eine Verspätung des Anschlusszuges von 10 Minuten voraus, aber das war ja noch voll im Level. Wenige Minuten später in Hannover angekommen, sah es schon ziemlich düster aus. 30 Minuten Verspätung wurden jetzt angezeigt. Irgendwo muss da ein Zeitfresser sein, der sein Unwesen treibt. Wie kann sich eine vorhergesagte Verspätung von zehn Minuten innerhalb kürzester Zeit verdreifachen, frage ich mich. Und wer entscheidet das überhaupt, und welchen Zweck verfolgt er (oder sie?) damit? Mir soll doch niemand sagen, dass die Bahn das nicht mit Absicht macht. Früher habe ich ja fest daran geglaubt, dass Bahnchef Mehdorn höchstpersönlich dahinter steckt. Bahnchef Mehdorn, klar. Der stand doch immer gerne im Rampenlicht und am besten ging das mit Preiserhöhungen und Verspätungen. Da wird ja gerne drüber berichtet. Und über technische Pannen natürlich, die zelebriert die Bahn ja auch sehr gerne. Da wusste der Mehdorn immer ganz genau, worauf es ankommt. Aber jetzt saniert der Mann ja nicht mehr die Bahn, sondern Air Berlin zu Tode, also kann er es ja nicht sein. Apropos zu Tode sanieren, der jetzige Bahnchef heißt „Grube“, fällt Ihnen da nichts auf? Aber „Bahnchef Grube“ klingt irgendwie nicht, der Name hat eigentlich zu wenig Charisma, um für die Verspätungen herzuhalten. „Bahnchef Grube“ …. schrecklich. Also bleibe ich bei Mehdorn, Bahnchef Mehdorn, das klingt im Ohr. Irgendwie zwackt der sich bestimmt bei Air Berlin jeden Tag ein paar Minuten ab, um die Verspätungen bei der Bahn zu produzieren. Irgendwo müssen die ja schließlich  herkommen, denke ich.

In Hannover hat der Mehdorn dann so richtig schön zugeschlagen. Der ließ es nämlich nicht bei der halben Stunde Verspätung  bewenden, sondern legte alle paar Minuten ein Schüppchen drauf. 45 Minuten, 50 Minuten, eine Stunde. Wahrscheinlich  brauchte der die Zeit für Air Berlin. Also, der zwackt die da gar nicht sinnlos ab, der klaut die Minuten während der Arbeitszeit für  die marode Fluglinie.

Aber dann kam die erlösende Durchsage: „Der ICE nach Köln fährt in 5 Minuten auf Gleis 11 ein“. Supiii!!! Da machte es auch nix, dass sich die 5 Minuten noch  mal eben auf 10  verdoppelten. 5 Minuten reichten dem Mehdorn wohl nicht ganz, um die Verspätung beim Flug von Düsseldorf nach Palma aufzuholen, denke ich. Wohl deshalb fuhr der Zug in Hannover auch nicht sofort los, als ich endlich drin saß, sondern stand noch  ein längeres Quentchen (oder schreibt man heute Quäntchen?) auf dem Gleis rum. Später muss es da wohl noch  mal zu einer Störung im Flugverkehr gekommen sein, denn vor Dortmund blieb der ICE erneut auf der Strecke stehen, um dem Mehdorn ein paar Zusatzminütchen zu verschaffen. Damit die Fahrgäste schlafen konnten,  hat der Mehdorn die Deutsche Telekom und Vodafone gebeten, während der Wartezeit alle Mobilfunkverbindungen zu kappen, das finde ich fair. Blöd war nur, dass die Zugbegleiter das nicht wussten und die müden Bahnkunden mit der Verteilung von Fahrgastrechte-Formularen belästigten, damit die ihrem Unmut an geeigneter Stelle Luft machen können.

Jetzt sind wir schon in Bochum angekommen, und wenn nix mehr dazwischen kommt, landen wir noch  vor halb zwei im Düsseldorfer Hauptbahnhof an. Da werde ich mich dann in die Schlange am Serviceschalter der Bahn anstellen, um ein Taxivoucher nach Mönchengladbach zu ergattern. Dahin fährt um diese Zeit nämlich kein Zug mehr. Ich hatte mich schon in Hannover um einen Taxigutschein bemüht, auch, um die Wartezeit zu überbrücken. Da stand nämlich schon fest, dass in Düsseldorf für mich bahnmäßig Endstation sein würde. Aber als ich nach kaum einer Viertelstunde Schlangestehen endlich an die Reihe kam, sagte mir die nette Bahnmitarbeiterin, dass ich das Voucher nur am Bestimmungsbahnhof bekommen könne. Bestimmungsbahnhof?, fragte ich. Naja, eben der letzte Bahnhof, der vor dem Bestimmungsbahnhof noch erreicht werden kann.

Ich bin derzeit recht sicher, dass ich vor  halb drei im Bett liegen werde, und dass ist besser als das letzte größere Desaster mit der Bahn, über das ich am 28. Februar im strafblog unter dem Titel „Auch das noch! Die Bahn macht immobil oder: Vorläufiges Ende einer Dienstreise“ berichtet hatte. Gute Nacht allerseits!

 


Kategorie: Strafblog
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