Der Fall Luka Magnotta, oder: Das Internet als Spielwiese für Mörder



Veröffentlicht am 6. Juni 2012 von

Am Montag wurde der international gesuchte mutmaßliche Mörder und Psychopath Luka Rocco Magnotta, der im kanadischen Montreal einen chinesischen Studenten, mit dem er vermutlich ein sexuelles Verhältnis hatte, bestialisch getötet haben soll, in einem Berliner Internet-Café festgenommen. „O.k., you got me“, soll er dem Berliner Abendblatt  zufolge zu den festnehmenden Polizeibeamten gesagt haben. Magnotta leistete keinen Widerstand und soll einer geplanten Auslieferung nach Kanada nicht widersprochen haben.

In dem zitierten Beitrag setzt sich das Berliner Abendblatt mit der Frage auseinander, ob eine „neue Dimension“ von Mordtaten erreicht sei. Internationale Profiler seien damit befasst, die Tatmotivation zu entschlüsseln.

Vieles ist ungewöhnlich an dem Fall. Das beginnt mit der Persönlichkeit des auf veröffentlichten Fotos eher grazil und zerbrechlich wirkenden androgynen 29-jährigen Mannes, der ursprünglich Eric Clinton Newman hieß und seinen Namen dann amtlich in den italienischen Namen Luka Rocco Magnotta ändern ließ. Später trat er dann auch als Vladimir Romanow und Mattia del Santo auf. Er soll als Pornodarsteller, Stricher und Model aufgetreten sein und eine Vorliebe für das eigene Geschlecht haben. In der Vergangenheit trat er unter anderem dadurch in Erscheinung, dass er blutige Videos ins Netz stellte, auf denen Katzen zu Tode gequält wurden. Gegenüber Reportern, die ihn persönlich getroffen haben wollen, soll er danach per email geäußert haben: „Wenn man einmal angefangen hat zu töten und Blut zu schmecken, ist es unmöglich, damit wieder aufzuhören.“ Weitere Einzelheiten zu seiner Biografie sind in der englischsprachigen Ausgabe von wikipedia nachzulesen.

Die Tötung des 33-jährigen Studenten Lin Jun mit einem Eispickel hat Magnotta anscheinend selbst per Video aufgenommen und ins Internet eingestellt. Auf dem Video, das inzwischen aus dem Netz genommen wurde, sollen sexuelle und kannibalistische Handlungen zu sehen sein. Im Hintergrund läuft die Filmmusik aus dem Kult-Schocker „American Psycho“. Einige Leichenteile, zumindest einen Fuß und eine Hand, hat der krude Mörder per Post an kanadische politische Parteien verschickt.

Es heißt, Magnotta habe seine Tat indirekt im Internet angekündigt. Es hat ganz den Anschein, als habe er die Welt ganz bewusst an seiner Tat teilhaben lassen wollen und dafür das Risiko seiner Identifizierung und baldigen Festnahme auf sich genommen.

Der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité, Michael Tsokos, wird mit der Äußerung zitiert: „Vielleicht stehen wir am Anfang einer neuen Dimension von Morden, die im Internet angekündigt werden. Bisher kannten wir so etwas nur von im Internet angekündigten Suiziden.“ So ganz stimmt zwar das nicht, man denke nur an diverse zuvor im Internet angekündigte Amokläufe, auch wenn diese später teilweise in Selbsttötungen geendet haben. Aber letztlich bestätigt das ja nur die Befürchtung, dass verstärkt mit spektakulären öffentlichen Inszenierungen von Mordtaten gerechnet werden muss.  Nachahmungseffekte sind jedenfalls nicht ausgeschlossen. Heute wurde bereits berichtet, dass ebenfalls in Kanada verwesende Leichenteile per Post an Schulen verschickt worden sein sollen. Ob hier ein Zusammenhang mit Magnottas Tat besteht oder ob es sich tatsächlich um Nachahmer handelt, ist noch nicht klar.


Kategorie: Strafblog
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