Es ist eher selten, glaube ich, dass (ehemalige) Berufsboxer eine Ehrendoktorwürde zugesprochen bekommen. Rubin „Hurricane“ Carter, der in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den USA als Mittelgewichtsboxer bekannt war und immerhin einmal den damals amtierenden Weltmeister Emile Griffith in der ersten Runde ausgeknockt hat, war sogar zweimal mit der akademischen Würde ausgezeichnet worden. Nicht als Boxer, sondern als Bürgerrechtler, der sich von Toronto in Kanada aus mit großem Engagement für Menschen einsetzte, die unschuldig verurteilt wurden.
Carter wusste, wovon er sprach, wenn er gegen Justizunrecht ankämpfte, hatte er doch selbst 19 Jahre lang unschuldig im Gefängnis gesessen. 1967 wurde er gemeinsam mit seinem Gefährten John Artis wegen eines von ihnen nicht begangenen Dreifachmordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Es war ein rassistisch motiviertes Urteil mit fehlender Beweisgrundlage, das als eines von vielen Unrechtsurteilen in die amerikanische Justizgeschichte eingegangen ist. Erst 1985 wurden Carter und Artis in einem zweiten Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen. Das Bundesgericht stellte damals fest, dass die Verurteilung „eher auf rassistischen Gründen denn Beweisen“ gefußt habe. Bei spiegel-online ist der Fall nachzulesen.
Bob Dylan hat als Unterstützung für Carter das Lied „Hurricane“ geschrieben, Muhammed Ali widmete ihm einen Titelkampf und im Jahr 2000 kam der Film „Hurricane“ mit Denzel Washington in der Hauptrolle in die Kinos.
Jetzt ist Rubin Carter im Alter von 76 Jahren an Prostatakrebs gestorben. Sein Einsatz für die Bürgerrechte und gegen Justizunrecht wirkt fort.
Kategorie: Strafblog
Permalink: Der Hurricane ist vorbei – Aber man spürt ihn noch
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