Der Richter – Recht oder Ehre? Ein Kino-Erlebnis für Anspruchsvolle.



Veröffentlicht am 3. November 2014 von

Seit 42 Jahren ist Joseph Palmer Richter in Carlinville, Indiana, eigenwillig, kauzig, mit einem moralinsauren Rechtsverständnis. Seinen Sohn Hank hat er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Der ist einst davongelaufen vor dem Mief der Provinz und der Rechthaberei des Alten, hat Jura studiert, und praktiziert inzwischen erfolgreich als Strafverteidiger in Chikago. Er ist arrogant und eloquent, gilt als Meister der Kreuzverhörs, und er verteidigt am liebsten reiche Schuldige, weil – so sagt er einmal – Unschuldige ihn nicht bezahlen können.

Die Frau des Richters ist gestorben, und das traurige Ereignis treibt die beiden Egomanen, großartig dargestellt von Robert Duvall und Robert Downey jr., zusammen. Zwischen den beiden herrscht eine frostige Atmosphäre, der Vater behandelt ihn fast wie einen Fremden, und Hank will sich deshalb  kurz nach der Beerdigung wieder vom Acker machen. Zurück nach Chikago, wo seine Tochter auf ihn wartet, die neugierige Fragen nach der anstehenden Trennung ihrer Eltern stellt.

Hank sitzt schon im Flugzeug, als ihn ein Telefonanruf ereilt, der ihn dazu bewegt, zurückzufahren ins elterliche Haus. Gegen seinen Vater ist eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet worden wegen eines mysteriösen Verkehrsunfalls, den er am Nachmittag nach dem Begräbnis verursacht haben soll, und bei dem ein Mann, den er früher einmal zu einer langjährigen Strafe verurteilt hat, zu Tode gekommen ist. Es verdichten sich Anhaltspunkte dafür, dass der Richter das Unfallopfer absichtlich überfahren haben könnte, und Hank entschließt sich, seinen Vater, der das gar nicht will, zu verteidigen, obwohl der sich bereits einen dilettantischen Junganwalt als Verteidiger gewählt hat.

Es beginnt eine zähe Annäherung zwischen den beiden Protagonisten, die sich  in gegenseitiger Abneigung verbunden sind. Das Strafverfahren ist durchaus spannend, was nicht zuletzt auch dem von Billy Bob Thornton gespielten Staatsanwalt Dickham zu verdanken ist, der den Richter unbedingt hinter Schloss und Riegel bringen will. Eine besondere Bedeutung kommt der Tatsache zu, dass der Richter seit einiger Zeit an Krebs erkrankt ist, Chemo macht und an partiellem Gedächtnisverlust leidet. Die Krankheit und ihre Auswirkungen führen zu sehr intimen Augenblicken zwischen Vater und Sohn, eine Art von Nähe, die man sich so vielleicht nicht wünscht, die aber mehr verbindet als Vieles andere. Mehr verrate ich nicht, wer wissen will, wie´s ausgeht, der sollte sich den Film anschauen.

„Der Richter – Recht oder Ehre“ ist ein sehenswerter Film, den ich mir mit meiner Partnerin am Wochenende gerne angeschaut habe. Er lebt trotz der bisweilen etwas antiquiert wirkenden 50er Jahre Atmosphäre von den großartigen Leistung der beiden Protagonisten und der übrigen hochkarätigen Schauspieler. Da ist an erster Stelle Jeremy Strong zu nennen, der Hanks geistig zurückgebliebenen Bruder Dale spielt, und Vincent D`Onofrio, der den anderen Bruder Glen verkörpert, der bei einem von Hank im Alter von 17 Jahren verschuldeten Autounfall schwer verletzt wurde und seine mögliche Karriere als Profisportler aufgeben musste. Und Vera Farmiga alias Samantha Powell, eine Jugendliebe Hanks, die er anlässlich der Beerdigung nach vielen Jahren wiedertrifft.

In der Kritik ist David Dobkins Verfilmung verhalten aufgenommen worden, aber die unbestreitbar großartige Leistung der beiden Hauptdarsteller wird selbst von denen gewürdigt, die den Film insgesamt  eher negativ bewertet haben. Ich will darauf nicht näher eingehen, wer will, soll sich selbst ein Bild machen.

Mein Tipp: Unbedingt anschauen!!!

 

 


Kategorie: Strafblog
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