Die Schönheit liegt im Auge des Biertrinkers – Zur Wirkung von alkoholischen Getränken, in denen kein Alkohol drin ist …



Veröffentlicht am 1. April 2012 von

Schönheitstrunk, Foto: Johann H. Addicks

„Die musst du dir schön trinken…“, lautet ein despektierlicher Spruch chauvinistischer Prägung, der in den unterschiedlichsten Varianten Verwendung findet, wenn es gilt, das Erscheinungsbild weniger attraktiver Frauen zu kommentieren. Es soll allerdings auch Frauen geben, die meinen, sie müssten sich einen Kerl erst einmal schön trinken, bevor sie ihm eine Annäherung gestatten. Eine Studie US-amerikanischer und französischer Psychologen hat nun ergeben, dass Alkoholkonsum in statistisch signifikantem Maße auch dazu führt, sich selbst als schöner zu empfinden.  heilpraxis.net meint, dies sei eine trügerische Eigenwahrnehmung mit fatalen Folgen.

Als Strafverteidiger können wir ein Lied davon singen, zu welchen Folgen übermäßiger Alkoholkonsum führen kann. Das betrifft nicht nur Äußerlichkeiten wie aufgeschwemmtes Gesicht und rote Nase, geplatzte Äderchen, gelbliche Augen und Bierbauch, oder Gesundheitsfolgen wie Leberschäden, Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen und Anderes, sondern auch soziale Devianzen bis hin zur Begehung bisweilen sogar schwerer Straftaten. Ich meine damit nicht in erster Linie die Kollegen, die selbst ein Alkoholproblem haben (Soll es auch geben, habe ich irgendwo mal gelesen, aber die sind trotzdem attraktiv!)), sondern diejenigen, die es uns durch die Mandatsübertragung ermöglichen, dass wir uns ab und zu ein Fläschchen Bier oder ein Gläschen Wein genehmigen können.

Erstaunlich ist allerdings, was die Autoren der Studie, die im  Fachmagazin „Journal of Psychology“ veröffentlicht wurde, noch herausgefunden haben. Die Probanden empfanden sich selbst nämlich  auch dann als attraktiver, wenn sie nur glaubten, Alkohol getrunken zu haben, obwohl die verabreichten Getränke tatsächlich alkoholfrei waren. Umgekehrt fanden sich diejenigen, die tatsächlich Alkohol konsumiert hatten, ohne dies jedoch zu wissen, keinen Deut schöner als vorher.

Der Selbstwahrnehmungseffekt sei – so der Beitrag –  nicht eine Folge der in den Getränken enthaltenen Wirkstoffe, sondern beruhe auf der „positiven gesellschaftlichen Konnotation“ von Alkoholkonsum. Mit anderen Worten, wer real oder vermeintlich glaubt zu trinken, mache sich „locker“. Bezeichnend sei daher auch der Titel der Forschungsarbeit: „Die Schönheit liegt im Auge des Biertrinkers“.

„Der Wirkstoff als solches kann demnach nicht verantwortlich sein“, resümieren die Psychologen. Laurent Bègue, Professor für Sozialpsychologie der Universität Pierre-Mendès-France erklärte: „Unsere Studie zeigt, die schlichte Tatsache zu glauben, dass man Alkohol getrunken hat, führt dazu, sich attraktiver zu finden Die Dosis selbst zeigte in unserer Studie keinen Effekt.“

Ob ein ähnlicher Effekt auch eintritt, wenn prospektive Straftäter sich mit Alkohol Mut antrinken wollen, wenn in Wirklichkeit gar kein Alkohol in dem Mutmacher enthalten ist, sagt die Studie nicht.


Kategorie: Strafblog
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