Rainer Pohlen

Für einige Aufregung sorgte in den letzten Stunden ein Amateurvideo vom Elfmeterschießen im Halbfinale zwischen Holland und Argentinien, das die Niederländer bekanntlich mit 2 : 4 verloren haben.

Wir erinnern uns: Da hatte der bis dahin durchaus bravourös agierende holländische Abwehrchef Ron Vlaar den ersten Elfer für sein Team nicht in die Maschen setzen können, weil der argentinische Torhüter Sergio Romero eine tolle Parade hinlegte und den Ball mit einer tollkühnen Flugeinlage zurückfaustete. Danach schlug er sich (Assoziationen zur Tierwelt sind erlaubt) triumphierend mit den Fäusten auf die Brust und demonstrierte seine Triumpf, während der gute Ron sich frustriert abwandte.

Was die offiziellen Kameras nicht einfingen, durch das Amateurvideo aber scheinbar belegt wurde: Während Romero so mannhaft jubelte, rollte der Ball von einem erstaunlichen Effet getrieben zurück in Richtung Torlinie und blieb entweder noch gerade auf oder eben schon unmittelbar hinter der Linie liegen. Der Elfmeter hätte als Tor gewertet werden müssen, wurde im Netz kolportiert, Holland ist zu Unrecht aus der WM ausgeschieden. Das Elfmeterschießen hätte ein völlig anderen Verlauf nehmen können, wenn das Tor gewertet worden wäre.

Dass die ganze Aufregung wohl ein Sturm im Wasserglas bleiben wird, hat n-tv.de jetzt klargestellt. Dort werden jetzt Videomitschnitte veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass der vom Torhüter auf den Schützen zurückgefaustete Ball jedenfalls noch leicht von diesem berührt wurde, bevor er seinen Rückweg zum Tor antrat. Damit wäre das Tor jedenfalls irregulär gewesen, wenn der Ball denn tatsächlich die Linie überschritten hätte.

Erstaunlich ist allerdings, dass die Zweifel an der Torentscheidung erst zwei Tage  später bekannt wurden. Trotz der vielen offiziell eingesetzten Kameras ist der seltsame Lauf des Balles in der Euphorie des Augenblicks von keinem Kameramann wahrgenommen oder jedenfalls nicht veröffentlicht worden. Dabei hätte das doch herrliche Sofort-Diskussionen vom Zaun brechen lassen. Jetzt ist die WM nach einem kurzen Zwischenhoch um einen Diskussionsstoff ärmer geworden.