Ermittlungen gegen Bürgermeister wegen skurriler Vertreibungsmethode gegen unliebsame Roma-Familien?



Veröffentlicht am 30. Juli 2014 von

rp_Foto-4-300x270.jpgEs gibt eine bestimmte Art von „Head-Bang-Musik“, die geht mir ziemlich auf den Keks. Ab einer bestimmten Lautstärke empfinde ich das schon fast als Folter und frage mich, wie die jungen Leute so etwas schön finden können. Dann erinnere ich mich bisweilen an meine eigene Jugend und an die Musik, die wir gerne gehört haben, während sich auf den Gesichtern unserer Eltern und Großeltern ziemliches Entsetzen widerspiegelte. Die Erinnerung stimmt mich dann wieder etwas milder, jede Zeit hat halt ihre eigene Musik. Aber wenn´s dann allzu laut wird ….. schrecklich!!!

Der Bürgermeister der belgischen Gemeinde Landen muss wohl ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Musik als akustische Folter – der Gedanke muss ihn irgendwie gefangen genommen haben. Jedenfalls ist der Mann, wie spiegel-online unter Berufung auf die belgische Tageszeitung „Le Soir“ berichtet, auf die skurrile Idee verfallen, eine Gruppe von Roma, die mit ihren Fahrzeugen in seiner Gemeinde campierten, mit lauter Musik zu vertreiben. Das Stadtoberhaupt namens Gino Debroux ließ vor dem Camp der Landfahrer, die sich auf einem Industriegelände niedergelassen hatten,  Lautsprecher mit einer Kapazität von 14.000 Watt aufstellen und engagierte einen DJ, der für die Zusammenstellung der Folter-Musik zuständig war. Zuvor waren die Roma erfolglos aufgefordert worden, das Gelände doch freiwillig zu räumen.

Ich weiß nicht, ob es an der Art der abgespielten Musik lag, aber die Aktion soll zunächst das Gegenteil des intendierten Zwecks erreicht haben. Die Kinder der Roma begannen, zu der Musik zu tanzen und eine Camp-Bewohnerin soll sich gar bei dem guten Detroux dafür bedankt haben, dass dieser einen DJ geschickt habe, um Party zu machen. „Sultan of Swing“ von den Dire Straits soll der DJ als erstes Stück aufgelegt haben.

Das flämische Minderheitenforum fand den Vertreibungsversuch jedenfalls weniger gut und forderte die Staatsanwaltschaft auf, Ermittlungen wegen Körperverletzung und „unmenschlicher Behandlung von Schutzbefohlenen“ gegen den Bürgermeister und den DJ aufzunehmen. Die flämische Wohnungsministerin Freya von den Bossche soll getwittert haben, dass gar nicht okay gewesen sei, was da in Landen stattgefunden hat. Sein Parteifreund Bruno Tobback soll ins selbe Horn gestoßen haben. Es sei keine gute Idee, Roma mit Musik zu vertreiben. Der Bürgermeister hat dem gegenüber geltend gemacht, es habe sich um eine „gewaltlose Methode“ gehandelt, die Camper zu einer Einigung zu bewegen. Die haben den Platz inzwischen geräumt, wird berichtet.

Ach ja, es droht auch noch weiteres Ungemach. Die Verwertungsgesellschaft SABAM soll angekündigt haben, der Gemeinde Landen eine Rechnung in Höhe von mehreren hundert Euro zu schicken, weil diese unangemeldet Musikstücke aus ihrem Repertoire öffentlich abgespielt habe.

 

 

 

 


Kategorie: Strafblog
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