Lebenslange Freiheitsstrafe für einen Mord, der aufgrund eines Irrtums begangen wurde



Veröffentlicht am 31. Juli 2014 von

Rainer Pohlen

Rainer Pohlen

Das Landgericht Kaiserslautern hat heute, wie bei fr-online nachzulesen ist, einen 28-jährigen Disco-Türsteher wegen Mordes an seiner schwangeren Freundin zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht hat es dem Bericht zufolge als erwiesen angesehen, dass der Mann seine 3 Jahre jüngere Freundin im Februar dieses Jahres auf einem Parkplatz erstickt und danach die Leiche mit Benzin übergossen und verbrannt hat. Als Motiv nahmen die Richter an, der Angeklagte habe sich für ein Leben mit Kind zu jung gefühlt.

Wie die Richter auf dieses Tatmotiv kamen, ergibt sich aus dem Bericht nicht. Danach hat der Angeklagte nämlich während des gesamten Prozesses geschwiegen und sich folglich auch nicht zu seinem Tatmotiv (wenn er´s denn tatsächlich war) geäußert.

70 Zeugen seien in dem fünfwöchigen Verfahren gehört worden, ist zu lesen. Zahlreiche Chatprotokolle und Handy-Gespräche seien als Beweismittel in die Verhandlung eingeführt worden. Das Gericht habe, so heißt es weiter, keine niedrigen Beweggründe und auch keine Habgier als Tatmotiv festgestellt. Insoweit kann ich nur spekulieren, dass Heimtücke als Mordmerkmal angenommen wurde. Die Staatsanwaltschaft hatte ebenfalls lebenslange Freiheitsstrafe beantragt, während die Verteidigung auf Totschlag und damit wohl auf eine zeitige Freiheitsstrafe plädiert hatte. Jetzt soll geprüft werden, ob Revision eingelegt wird.

Bemerkenswert an dem Fall ist übrigens, dass sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass das bei der Tat ebenfalls ums Leben gekommene ungeborene Baby gar nicht von dem Angeklagten stammte. Insoweit war seine Sorge, sich um das Kind kümmern oder zumindest die wirtschaftliche Verantwortung dafür tragen zu müssen, objektiv unbegründet (Jedenfalls, soweit es um rein rechtliche Aspekte geht).

Nur für Juristen: Ein error in persona oder ein aberratio ictus liegt ersichtlich nicht vor. Wie ist der Irrtum über den Verursachung der Schwangerschaft dogmatisch zu bewerten?


Kategorie: Strafblog
Permalink: Lebenslange Freiheitsstrafe für einen Mord, der aufgrund eines Irrtums begangen wurde
Schlagworte: