Gezielte Indiskreditionen bei Wulff-Affäre? – BILD spielt mal wieder vorne mit



Veröffentlicht am 13. Januar 2013 von

 

Christian Wulff

 

Mit den Worten „Christian Wulffs Leben fährt Achterbahn“ beginnt ein aktueller Textbeitrag bei bild.de über neueste Entwicklung im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Bundespräsidenten, und das Springer-Blatt hat bekanntlich einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dieser Achterbahnfahrt geleistet. Eine Woche vor der Landtagswahl in Niedersachsen berichtet BILD, dass es nach dem „abschließenden Sachstandsbericht“ des Landeskriminalamtes trotz intensiver Ermittlungen „keinerlei Beweise“ für die Korruptionsvorwürfe gegen Wulff gebe, und bezieht sich dabei auf ein 55-seitiges Papier des LKA-Dezernats 37, das mit den Ermittlungen gegen den Ex-Politiker und den Berliner Filmproduzenten David Groenewold betraut war.

Die Schwiegermutter habe Wulff gerettet, meint BILD, weil sie bestätigt habe, ihrer Tochter im Jahr 2007 zum Geburtstag und zu Weihnachten Geldgeschenke von 3.500 Euro gemacht zu haben, mit deren Hilfe dann von Groenewald angeblich nur vorfinanzierte Hotelaufenthalte in bar erstattet werden konnten. Hinzu komme noch, dass ein enges freundschaftliches  Verhältnis zwischen den Wulffs und Groenewald bestanden habe, welches Freundschaftgeschenke schon mal gestatte.

Obwohl die Staatsanwaltschaft Hannover schon vor einiger Zeit mitgeteilt hatte, dass die Entscheidung, ob Anklage gegen Wulff erhoben wird, erst nach der Landtagswahl mitgeteilt werden solle, ist BILD – ausgerechnet BILD, könnte man sagen – jetzt mal wieder als erste Gazette zu Informationen gekommen, die doch eigentlich diskret sein sollten. Fragt sich, wer da nicht dicht gehalten und den LKA-Bericht  an BILD weitergegeben hat. Es ist ja nicht unbedingt davon auszugehen, dass das Landeskriminalamt quasi automatisch und von Amts wegen alle Ermittlungs- oder Schlussberichte an die BILD-Redaktion weiterleitet, bevor die Staatsanwaltschaft entscheidet.

Die Vorabveröffentlichung des Berichts kurz vor den Landtagswahlen kann durchaus Auswirkungen auf das Wahlergebnis haben und im Interesse der jetzigen CDU-Landesregierung liegen. Weil ja zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün prognostiziert wurde, können schon ganz geringfügige Verschiebungen den Ausschlag geben. Saß da jemand an der Quelle und hat BILD ein wenig für die eigenen Zecke instrumentalisiert? Auch Christian Wulff, der zuletzt durch die Trennung von seiner Bettina in die  Schlagzeilen geraten ist, muss nicht traurig über die Berichterstattung sein, trägt sie doch zu einer gewissen Rehabilitierung bei . Vielleicht liegt ihm bzw. seiner Verteidigung der LKA-Bericht ja bereits vor. Oder dem Herrn Groenewold, dessen Schicksal  mit dem seines Freundes durchaus verwoben ist. Oder hat BILD andere Quellen für die Berichterstattung? Pecunia non olet, Geld stinkt nicht, mag sich vielleicht jemand gedacht und die Informationen verkauft haben. Was keine Tatsachenbehauptung sein soll, ich spekuliere nur mit Möglichkeiten. Fest steht nur, BILD ist mal wieder am schnellsten, wenn es um die Causa Wulff geht. Chapeau?!


Kategorie: Strafblog
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