Glück gehabt: Androhung von „Moskauer Inkasso“ führte zum Erfolg



Veröffentlicht am 5. Juni 2014 von

Geld-150x150Seit etlichen Verhandlungstagen beschäftigen wir uns vor einer großen Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf mit einem Fall von Kapitalanlagebetrug, bei dem rund 90 Anleger zu Schaden gekommen sind. Auf rund 1,6 Millionen Euro beläuft sich der aus der Anklage ersichtliche Schaden. Mehr als ein halbes Dutzend Geschädigte wurden inzwischen gehört, von denen einige recht dramatische Auswirkungen des Betruges auf ihr Leben berichteten.

Gestern war das anders. Da sagte ein Zeuge aus, der offensichtlich ziemlich gut situiert ist und als Aufsichtsrat und Vorstandvorsitzender von börsennotierten Unternehmen eigentlich nur schwer mit gefakten Aktienpaketen zu betrügen war. Aber auch der war bei seinem Investment auf die Versprechungen eines Telefonverkäufers hereingefallen und hatte zunächst nicht bemerkt, dass die ihm angedrehten Aktien in Wirklichkeit nicht von einem veritablen US-amerikanischen Pharmakonzern, sondern von einem namensähnlichen Unternehmen ohne tatsächliche geschäftliche Aktivitäten ausgegeben wurden.

Als dem Mann ein Licht aufging, wandte er sich an die Polizei. Gleich zwei Beamte – so gab er an – hätten ihm geraten, Druck auf den Telefonverkäufer auszuüben, indem er diesem ankündigen sollte, er habe Leute an der Hand, die gegen Zahlung des hälftigen investierten Betrages das Geld zurückschaffen würden. „Moskauer Inkasso“ nennen Insider eine solche Beitreibungspraxis, aber diesen Begriff hat der Zeuge nicht erwähnt. Jedenfalls sei er dem Rat der Ermittler gefolgt und habe sich erneut mit dem Telefonverkäufer, der stets brav zurückgerufen hätte, in Verbindung gesetzt und diesem die Botschaft überbracht. Der Mann sei sichtlich beeindruckt gewesen, schilderte der Zeuge, und innerhalb von ein paar Tagen hätte er seine insgesamt 130.000 Euro auf dem Konto gehabt.

Einem guten Freund, der auf seine Empfehlung hin immerhin 60.000 Euro investiert habe, sei es weniger gut ergangen. Der habe den Verkäufer nämlich nicht mehr erreichen können und warte bis heute auf sein Geld.

Glück gehabt und rechtzeitig geschaltet, kann ich da nur sagen. Und: Der Teufel kackt immer auf den größten Haufen. Denn nach meinem Eindruck gehörte der Zeuge zu den Geschädigten, die es vielleicht am wenigsten nötig gehabt hätten. Aber so ist das Leben halt ….


Kategorie: Strafblog
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