Gott schütze dich vor Sturm und Wind und Deutschen, die auf Malle sind …



Veröffentlicht am 2. Juli 2012 von

Nein, so schlimm sind die Mallorcadeutschen nicht, ich muss die Überschrift sofort wieder revidieren. Oder jedenfalls relativieren. Ich habe auf der größten Baleareninsel, wo ich einige Jahre gemeinsam mit spanischen Kollegen eine Kanzlei betrieben habe, wunderbare Landsleute kennengelernt und bin mit einigen noch gut befreundet. Nicht zuletzt deshalb treibt es mich immer wieder hierhin. Allerdings habe ich hier sowohl beruflich als auch privat eine ganze Reihe von Hasardeuren und Glücksrittern kennengelernt, von denen etliche ihre Existenz damit bestreiten, dass sie ihre gutgläubigen Landsleute auf die eine oder andere Weise ausnehmen. So um die sechzigtausend Deutsche sollen sich nach Schätzungen dauerhaft auf Mallorca aufhalten, nur etwas mehr als zwanzigtausend davon sind behördlich registriert. Das mag Gründe haben …

Über ein verlängertes Wochenende bin ich kurzentschlossen auf der Deutschen liebste Insel geflogen, unter anderem auch, um Mandanten zu treffen. Jetzt sitze ich hier bei traumhaftem Wetter und bin fast ein wenig traurig, dass es morgen früh wieder zurück geht. Aber so ist das Leben nun mal.

Apropos Mandanten treffen. Nicht ganz unerwartet ist Herr von X., mit dem ich verabredet war, am Treff nicht erschienen und war auch telefonisch nicht zu erreichen. Meine mails hat er auch nicht beantwortet. Deshalb beende ich jetzt das Mandat. Es geht um eine opulente Wirtschaftsstrafsache, in der ich schon vor 2 Jahren mandatiert wurde. Zugesagte Zahlungen blieben aus, also hatte ich das Mandant vor einem Jahr schon einmal beendet. Dann kam vor einigen Monaten eine Anfrage der Staatsanwaltschaft, ob ich Herrn von X. noch vertrete. Die Sache sei jetzt anklagereif. Ich habe den Mann kontaktiert. Der teilte mir mit, dass er auf jeden Fall wieder von mir vertreten werden wolle. Er werde auch umgehend die seinerzeit zugesagten Zahlungen leisten. Da sei so Einiges dazwischen gekommen, Krankheiten von Mensch und Hund, unaufschiebbare Reparaturen, geschäftliche Engpässe und was man sonst noch üblicherweise zu hören bekommt, wenn Mandanten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Aber jetzt laufe alles wieder prima, er werde sofort eine Überweisung veranlassen, ich solle schon mal die Akten anfordern. Das habe ich dem Mandanten zugesagt, allerdings mit dem Hinweis, dass ich mir diese weder anschauen noch eine Seite kopieren lassen werde, wenn bis dahin kein Geld da sei. Die Staatswaltschaft hatte mir mitgeteilt, dass der Aktenumfang sehr erheblich sei, eine elektronische Akte existiere nicht. Dann kamen die Akten, zwei dicke Pakete in der Größe von wirklich großen Umzugkartons, in rotes Packpapier eingehüllt, wie sich das für Strafakten gehört. Was nicht kam, war die zugesagte Zahlung. Ich schickte dem Mandanten eine Mail, teilte ihm mit, dass ich die Akten postwendend unkopiert zurückschicken werde, wenn der Vorschuss nicht kommt. Er rief mich an, entschuldigte sich, etwas Unerwartetes sei dazwischen gekommen, das werde er mir später mal erkären, er könne jetzt nur einen Teilbetrag zahlen. „Dann zahlen Sie den Teilbetrag, damit ich wenigstens die Akten kopieren lassen  kann“, antwortete ich, „anschauen werde ich sie aber erst nach vollständigem Eingang des vereinbarten Vorschusses.“ „Sie können sich auf mich verlassen“, meinte der Mann und konterkarierte damit sein bisheriges Verhalten. Was nicht kam, war die Teilzahlung. Aber er rief mich an. „Herr Pohlen, ich bitte Sie, lassen die Akten schon einmal kopieren, das Geld kommt ganz bestimmt.“ Ich wies darauf hin, dass ich eine Kopierkraft wohl 2 Tage lang beschäftigen müsse, um alles zu kopieren, das gehe nicht ohne Vorschuss. Und wieder ein“Sie können sich auf mich verlassen“. Ich schickte dem Mann eine Whatsapp mit einem Foto von den beiden dicken Kartons, die ich mit meinem iPhone aufgenommen hatte. „Sehr schön“, appte er zurück, überwies aber kein Geld. Nach einer weiteren Woche habe ich die Akten dann unkopiert zurückgeschickt.

Jetzt am Wochenende wollten wir uns auf Mallorca treffen, um den weiteren Verlauf zu besprechen. Ist aber nicht zustande gekommen, siehe oben! Wie heißt der Spruch in der Überschrift nochmal?

 

 


Kategorie: Strafblog
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