Ich brauch keine Penisverlängerung, ich hab ein E-Bike.



Veröffentlicht am 8. Juni 2012 von

 

2can

Schnittige Sportwagen, hochkarätige Limousinen und SUV´s (besser als Suffs bezeichnet) die alle über 12 Liter Sprit fressen – das ist doch in der heutigen Zeit peinlich und dennoch gibt es bisher keinen empirischen Beweis dafür, dass die Besitzer solcher Karossen körperlich anders oder weniger gut ausgestattet wären als normale Menschen. Man denke etwa an die Porschefahrerin, der Mann ja wohl kaum nachsagen kann, sie fahre ihren Luxussportwagen als Penisverlängerung. Aber irgendetwas könnte an dieser oder ähnlich hämischen Einschätzungen schon dran sein, oder welchen vernünftigen Grund könnte es dafür geben, dass Menschen das Kapital für eine Eigentumswohnung in einen Haufen stinkenden Blechs, der spätestens nach 6 Jahren mehr oder weniger schrottreif, jedenfalls aber nicht mehr herzeigbar ist, investieren? Keinen direkt erkennbaren jedenfalls, oder? Ach, sie wollen sich damit rausreden, dass sie lange Strecken sicher (also mit viel Blech um den kostbaren Körper) und bequem für ihren geplagten Rücken zurücklegen müssen? Da kann ich Ihnen einen Tipp geben. Bauen Sie sich einen Massagesitz in ein kleines 5-Liter-Auto. Damit fahren Sie dann auch keine 200 km/h auf der Autobahn, denn der Kleine schafft  ja nur 130 oder so. Das wäre sicher, vergleichsweise umweltschonend und preiswert. Nun wenden Sie vielleicht ein, Sie bräuchten aber Platz für die Familie, den Einkauf, die Fahrräder …? Und deshalb fahren Sie einen Porsche? Oder einen Audi Q 8? Ach, hören Sie doch auf, und seien Sie mal selbstkritisch. Ein Passat Diesel würde es in Ihrem Fall auch tun! Und sollten Sie nach einer guten Flasche Rotwein einmal ganz selbstkritisch sein: Wie oft fahren Sie mit Ihrem Raumschiff alleine durch die Gegend und wie praktisch und billig wäre für die seltenen Fälle, bei denen Sie im Baumarkt eine Wohnungstüre einkaufen und selbst transportieren wollen, eine Anhängerkupplung mit einem 500 € – Hänger an dem kleinen Volkswagen? Es muss also einen anderen Grund für Ihre kapitale Geldanlage geben und der kann angesichts der ewigen Staus auch nicht die Geschwindigkeit des Fahrzeuges sein. Ja, es tut weh, aber insgeheim müssen sie mir Recht geben?!

Darf ich Ihnen erzählen, warum ich einen 500 CL fahre? Ehrlich gesagt – keine Ahnung. Ich weiß aber noch genau, wie ich an das unpraktische,  2-türige Koloss mit kleinem Kofferraum, aber einer parkplatz-untauglichen Länge gelangte. Ich fuhr nicht etwa nach einem frustrierenden Besuch beim Männerarzt, direkt ins Autohaus meines Kumpels Rochus, sondern ich wollte dort nur einen zuvor gekauften PKW abholen. Während wir so gemütlich plaudernd in Richtung des neuerworbenen Kleinwagens durch die riesige, dunkle ehemalige Fabrikhalle schlenderten, stoppte Rochus plötzlich, legte seine Pranke auf meine Schulter und drehte mich in Richtung eines hinteren Winkels der Halle. Mit Begeisterung in den Augen blickte er durch seine goldene  Porschebrille auf mich herunter und sagte: „Schau mal, was da hinten in der 3. Reihe glitzert. Na, guck schon, da hinten!“

Ich schaute in die gezeigte Ecke, sah die Front eines ziemlich fetten Wagens und sagte mehr aus Höflichkeit: „Oh, das glitzert aber ganz ordentlich, was ist das?“

Rochus lächelte mich stolz an und wurde noch ein Stückchen größer, vielleicht weil er sich auf die Zehenspitzen stellte, um besser sehen zu können. „Das ist mein neuer 500 CL, und weißt du, was das Beste daran ist … ich habe ihn nagelneu für die Hälfte des Listenpreises gekauft. Wahnsinn, was?!“

„Mmh, 500 CL? Sieht aus wie ein Mercedes, so mit dem Stern im Kühlergrill, wirklich klasse!“, erwiderte ich in der Hoffnung, mein beabsichtigtes Geschäft mit dem Kleinwagen schnell abzuwickeln, da ich noch einen dringenden  Termin wahrzunehmen hatte.

„Ja, findest du ihn wirklich gut?“

„Oh ja, ein echter Traumwagen … hey … wo ist eigentlich der kleine Fiesta. Ich muss dringend los. Wir quatschen demnächst auf deiner Geburtstagsparty, okay?“

„Klar, verstehe. Die schließen nur gerade noch die Batterie an. Traumwagen sagst du … Also, ich fände so ein Geschoss würde dir gut stehen. Was meinst du?“

Und schon wieder wurde mir meine fatale, gute Erziehung zum Verhängnis:

„Auf jeden Fall, Mann, und das für den Preis, irre!“, plapperte ich drauflos, ohne mir im Geringsten Vorstellungen von dem Kaufpreis gemacht zu haben.

Am nächsten Morgen rief mich Rochus um 8 Uhr an – also zu einem Zeitpunkt, zu dem kein normaler Mensch bereits aufnahmefähig ist – und ich hörte seine euphorische Stimme blechern in der Leitung juchzen: „Du hast ihn!“

„Oh Gott, Rochus, wir haben 8 Uhr. Willst du mich umbringen? Wen hab ich?“

„Na, den Wagen, du Schnarchtüte!“

Ich rieb mir die Augen und gähnte: „He, den hab ich doch gestern schon abgeholt, willst du mich verarschen?“

Ich hörte ihn durch die Leitung grölen: „Doch nicht der Fiesta, dein Traumwagen ist da. Ich hab dir den gleichen fetten Benz zum halben Preis besorgt. Mann, du bist ein Glückspilz, hat mich echt Überredungskunst gekostet, aber – DU HAST IHN! Hey, das musst du mir irgendwann gutmachen – es war der Letzte, den ich so günstig bekommen konnte – nur für dich!“

„Rochus, du machst mich fertig!“, und schon wieder die Scheißerziehung: „Whow, danke, super nett von dir, das hätte ich mir gar nicht träumen lassen … Was ist denn die Hälfte des Listenpreises? Sag bloß nicht, das ist ein Zweitürer?“

Ich sagte es schon: Es ist ein Zweitürer und wirklich schade um die Eigentumswohnung! Naja, jeder macht mal einen Fehler, und für solche  Fehler bin ich anscheinend besonders prädestiniert! Aber man darf seine Freunde nicht enttäuschen, hab ich gelernt.

Was ich damit sagen will: ICH HABE EINE ERNSTZUNEHMENDE AUSREDE FÜR MEIN LUXUSAUTO! UND SIE?

Okay, trotz der – und das müssen Sie zugeben – genialen Ausrede – es war mir seither irgendwie immer peinliche mit dem glitzernden, umweltschädlichen – ( nein, ich will niemandem, der mein Mandant sein könnte, zu nahe treten und erspare mir daher den Zusatz „Zuhälter“)  Wagen durch die Gegend zu fahren. Meinen Freunden und Menschen, die irgendwie umweltbewusst –  also einigermaßen intelligent – dreinblickten, oder selbstgestrickte Pullis trugen, erzählte ich fortan unaufgefordert, dass der Wagen mit einer Gasanlage ausgestattet ist und LPG wirklich umweltfreundlich sei. Dabei  verschwieg ich, dass ich aus Faulheit meistens Benzin tanke, weil mir der 2 km-Umweg zur  Gastankstelle oft zu umständlich ist. Hieraus habe ich gelernt, dass umweltfreundliche Menschen, den gleichen Höflichkeitskomplex haben, wie ich. Obwohl ich förmlich darauf wartete und mich davor ängstigte – niemand kam bisher mit dem eigentlich logischen Einwand, dass ein 5 Liter-Auto mit Gasantrieb irgendwie konsequenter wäre.

Und weil ich mit dieser Angst nicht länger leben wollte, habe ich mir ein E-Bike gekauft. Kein  normales, so für 2000 €, sondern ein richtiges Luxusbike. Es glitzert silbern, wie mein Mercedes und kann mit 45 km/h dahinjagen, wenn man ordentlich in die Pedalen tritt. Es ist ein Wunderwerk der Technik, ausgestattet mit allem, was an ein Fahrrad passt und jede Akkuladung für 80 km Strecke kostet nur 5 -10 Cent. Neulich habe ich die 21 km von meinem Wohnort bis ins Büro in nur 41 Minuten bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 32 km/h zurückgelegt. Damit stopfe ich jedem Öko das Maul, falls er doch mal frech werden sollte. Ich habe das Bike jetzt schon zwei Wochen und – sollte das Wetter endlich besser werden – fahr ich die Strecke bestimmt noch einmal – sofern die guten Vorsätze vorhalten. Demnächst höre ich übrigens bestimmt auch auf zu rauchen. Sie sehen, wenn man will, kann man sein Leben verändern.

P.S. Verbitterte Kommentare von Ex-Freundinnen unerwünscht!

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Kategorie: Strafblog
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