„Ich wollte doch nur überleben“ – Beate Lakottas einfühlsame Spiegel-Reportage über den Hamburger Piratenprozess ist für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert



Veröffentlicht am 8. März 2012 von

 

Beate Lakotta

Im Februar des vergangenen Jahres stand der Hamburger Piratenprozess noch ziemlich am Anfang. Niemand ahnte damals, dass die bis Ende März 2011 terminierte Hauptverhandlung auch ein Jahr später noch nicht beendet sein würde. Gemeinsam mit der Spiegel-Journalistin Beate Lakotta und einem Dolmetscher bin ich damals in die vor den Toren Hamburgs auf einer Elbinsel gelegene Jugendhaftanstalt Hahnöfersand gefahren, wo „mein Pirat“ zusammen mit zwei weiteren jungen Angeklagten seit nunmehr fast zwei Jahren einsitzt und auf sein Urteil wartet. Ein paar Stunden haben wir uns mit Abdiwali, so heißt mein jugendlicher Mandant, unterhalten und Beate Lakotta hat daraus eine wunderbare, einfühlsame Reportage gemacht, die im Spiegel Nr. 14/2011 erschienen ist. Für ihren Beitrag ist Beate Lakotta jetzt für den renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preis, die Reportage-Kategorie des Henri-Nannen-Preises nominiert worden, der für die beste deutschsprachige Reportage verliehen wird.

„Schreib das auf, Kisch“, lautet ein legendärer Buchtitel des „rasenden Reporters“, und genau das hat auch Beate Lakotta getan, als sie Abdiwalis Geschichte und seine Sicht auf ein inzwischen immer absurder anmutendes Verfahren niederschrieb. Ich will hier nur ein kurzes Zitat von Abdiwali wiedergeben, eine Ansprache, die zunächst an mich gerichtet war und die Beate Lakotta in ihre Reportage übernommen hat:

Zum Abschied sagt Abdiwali zu Pohlen: „Du bist für mich Vater und Bruder. Euer Rechtsstaat ist ein Wunder der Erde. Der ganze Aufwand, zwei Anwälte kämpfen nur für mich, und ich muss kein Geld zahlen! Ich habe Rechte, das wusste ich nicht. Ich bin dankbar, dass ich das erfahren darf. Es kommt mir vor wie im Märchen.“ Und zum Dolmetscher: „Aber eines ist mir doch rätselhaft: Was haben die davon?“

Eine berechtigte Frage, wie ich finde.

Die ganze Reportage finden Sie hier.

Ich drücke ganz fest die Daumen für den Preis, liebe Beate Lakotta!


Kategorie: Strafblog
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