Gestern Abend habe ich von Mallorca aus einen Blick in die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises geworfen, und der Hape Kerkeling hat es sich nicht nehmen lassen, neben dem Berliner Flughafen auch mehrfach dem Thema „Brüderle“ und der damit verbundenen Sexismus-Debatte Raum zu geben. Wir haben davon in den letzten Tagen ja auch noch nicht genug gehört, da scheint sich mitten im schmuddeligen Januar ein opulentes Sommerloch aufgetan zu haben, das endlich, endlich, endlich eine ganz wichtige Debatte über das bislang anscheinend noch weitgehend unerforschte Verhältnis zwischen den Geschlechtern eröffnet hat.
Da soll der Brüderle – schämen soll er sich – doch tatsächlich einer Journalistin gesagt haben, sie könne jedes Dirndl füllen, und jetzt, nach einem Jahr, hat der STERN mit seiner Berichterstattung dafür gesorgt, dass ganz Deutschland sich Gedanken über die Oberweite der Dame, nein, das war jetzt sexistisch, also ich meine, Gedanken über die Gedanken von Brüderle macht, also was der sich dabei wohl gedacht haben mag, als er das gesagt hat und so. Und jetzt wissen wir, Frauen sind schon immer Opfer unbotmäßiger Anmache von Männern, also besonders von Machtmännern, geworden und können sich dagegen nur noch mit einer breit angelegten öffentlichen Diskussion wehren, die jetzt Gott sei Dank stattfindet, damit sich etwas ändert in dieser Chauvi-Gesellschaft, in der Frauen – nehmen wir mal die Angie aus und vielleicht auch von der Leyen – nach wie vor ziemlich unterdrückt sind.
Jetzt hat sich die freie Journalistin Birgit Kelle unter dem Titel „Dann mach doch die Bluse zu“ in einem bemerkenswerten Beitrag mit dem Thema befasst, der sich ziemlich wohltuend von Vielem abhebt, was da in den letzten Tagen so alles durch die Medien lief. „Frauen bestehen auf ihrem Recht, sexy zu sein – ganz für sich selbst, natürlich. Darauf reagieren darf Mann nämlich nicht, sonst folgt gleich der nächste Aufschrei“, beginnt Kelle ihren Beitrag und stellt gleich darauf die Frage, ob uns die ganze Debatte vielleicht erspart geblieben wäre, wenn nicht der biedere Brüderle, sondern George Clooney an der Bar gestanden und der Frau Himmelreich die Tanzkarte überreicht hätte. „Männer sind nicht alle Täter“, heißt es in einer tröstenden Zwischenüberschrift und und Kelle stellt fest, dass der stern-Beitrag zum brüderlichen Sexismus sich als „Bärendienst für alle Journalistinnen“ erweisen könnte. Lesen Sie mal die Stellungnahme von Frau Kelle, ich will die hier gar nicht zusammenfassen, als Mann wäre das auch ziemlich gefährlich und würde mich so manchem Verdacht aussetzen, der zu einer öffentlichen Debatte führen könnte. Ach nee, doch nicht, ich bin ja kein Machtmensch wie Brüderle und habe auch keinen Parteivorsitz abgelehnt…. Aber ich heiße auch Rainer, das macht mich vielleicht per se verdächtig …
Kategorie: Strafblog
Permalink: „Dann mach doch die Bluse zu“ – Auch mal was zu Brüderle: Sexuelle Beleidigung, chauvinistische Geschmacklosigkeit oder absurde Scheindebatte mit fatalen Auswirkungen?
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