Schon längst ist das Internet zum Jagdrevier für Strafverfolger geworden, und zwar nicht nur, soweit es um Kinderpornografie oder andere Cyberkriminalität geht, sondern auch bei der Jagd nach ganz gewöhnlichen (und ungewöhnlichen) Kriminellen. Wie ich bereits in einem anderen strafblog-Beitrag berichtet habe, setzt beispielsweise das Land Niedersachsen verstärkt auf die Verbrecherjagd via Facebook. Aber es sind nicht nur staatliche Strafverfolger, die zur Hatz blasen, sondern zunehmend auch nichtstaatliche Organisationen, die das Netz für sich entdeckt haben, um gegen tatsächliches oder vermeintliches Unrecht anzukämpfen.
An die Spitze gesetzt hat sich seit einiger Zeit die US-amerikanische Organisation „Invisible Children“, die mit einem aufwendigen halbstündigen Video mit dem Titel „Kony 2012“ auf Youtube nach Joseph Kony – dem Anführer der ugandischen Rebellenarmee „Lord’s Restistence Army (LRA)“ fahndet. Kony ist einer von vielen afrikanischen Schlächtern, die die Bürgerkriege und Stammesfehden in ihren Ländern dazu nutzen, persönliche Macht und oft auch Reichtum anzuhäufen und die Bevölkerung mit Hilfe ihrer Schergen zu terrorisieren. Konys Banden, seine „Gotteskrieger“, versetzen die Bevölkerung Ugandas seit Jahrzehnten in Furcht und Schrecken. Unzählige Morde, Plünderungen und Vergewaltigungen gehen auf ihr Konto, an die 70.000 Kindersoldaten sollen sie gewaltsam rekrutiert haben.
Seit 2004 liegen mehrere internationale Haftbefehle gegen Kony vor, doch er zieht weiter marodierend durch sein Land und lässt im Namen der Zehn Gebote töten. Wenn es nach „Invisible Children“ geht, soll damit spätestens Ende 2012 Schluss sein. Bis dahin, so die Hoffnung, ist Joseph Kony auch mit Hilfe des Youtube-Videos gefasst, das deshalb seinen Titel trägt. Fast 20 Millionen Mal wurde das in der Tat beeindruckende Video weltweit bereits angeklickt und bei twitter wurden hunderttausend tweets zum Thema gepostet.
In einem lesenswerten Beitrag setzt sich Niels Kruse bei stern.de mit den verschiedenen Aspekten der Jagd nach dem Massenmörder, mit Beifall und Kritik an der Aktion von „Invisible Children“ auseinander. Schauen Sie sich das Video und auch Niels Kruses Beitrag an. Es lohnt.
Kategorie: Strafblog
Permalink: Kony 2012 – Youtube & Co. jagen Massenmörder
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