Kurzer Verhandlungstag im „Piratenprozess“



Veröffentlicht am 27. April 2012 von

Ganze 40 Minuten Nettoverhandlungsdauer dauerte der heutige Verhandlungstag im „Piratenprozess“ gegen 10 somalische Angeklagte vor der Jugendkammer des Hamburger Landgerichts, um 9:35 Uhr war alles vorbei. Dafür war ich gestern Abend über 460 Kilometer angereist, diesmal mit dem Auto. Der Vorsitzende teilte informatorisch mit, dass Telefonate mit zwei von einem Verteidiger benannten indischen Zeugen geführt worden sind, um zu eruieren, ob und unter welchen Voraussetzungen diese zur Aussage vor der Kammer bereit seien. Beide wollen nicht nach Deutschland kommen, sind aber möglicherweise bereit, sich in Indien kommissarisch oder per Video vernehmen zu lassen. Sie haben allerdings noch Bedenken und wollen dies mit der Familie bzw. mit Vertrauenspersonen beraten. Beide Inder haben bestätigt, dass sie Besatzungsmitglieder der bei der Kaperung des deutschen Frachters MS Taipan als „Mutterschiff“ eingesetzten Dhau Hud Hud gewesen seien und Angaben zu deren Kaperung und zu den Verhältnissen an Bord machen könnten.

Die Befragung der Inder war mit Hilfe eines Dolmetscher per Telefon erfolgt. Es handelte sich nicht um eine förmliche Vernehmung, die vor Gericht verwertbar ist.

Ansonsten hat der Angeklagte Khalief D., der an den letzten Verhandlungstagen umfangreiche Angaben, mit denen er insbesondere auch die Mitangeklagten erheblich belastete, gemacht hatte, ergänzende Einlassungen zur Sache und zur Person abgegeben. Mitangeklagte hatten ihn zuvor als Lügner bezeichnet und behauptet, er selbst sei mit seiner Familie führend in die Organisation der Piraterie am Horn von Afrika involviert.

Vorerst sind weitere Verhandlungstage bis Ende August bestimmt worden.


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