Nein, ich bin nicht in die 70iger Jahre zurückgekehrt, und die Diskussion über eine Legalisierung von Cannabis hat – seit der THC – Gehalt in der weichen Droge drastisch zugenommen hat und immer mehr auch einstige Befürworter des Slogans nun plötzlich erhebliche Gesundheitsgefahren entdeckt haben – jedenfalls bei uns deutlich an Schwung verloren. Umso erstaunlicher, dass die US-Bundesstaaten Colorado, Washington, eventuell auch Oregon und einige ehemalige und amtierende Präsidenten Lateinamerikas oder auch das Blatt Economist sich neuerdings für eine Legalisierung von Cannabis aussprechen. Uruguay plant sogar den staatlichen Anbau, und das alles vor dem Hintergrund einer offensichtlich gescheiterten Drogenpolitik, die man sich exemplarisch am besten in Mexiko anschauen kann. Der Krieg gegen die Drogen ging dort seinerzeit von den USA aus und füllt bis heute Bankkonten von Kriminellen und Gräber auf Friedhöfen, und das mit steigender Tendenz. Allein in Mexiko sollen, seit der jetzt scheidende Präsident Felipe Calderón 2006 auch noch das Militär im hoffnungslosen Kampf gegen die Drogenkartelle in Stellung gebracht hat, je nach Statistik 60 – 100 Tsd. Menschen getötet worden sein – und zwar nicht an einer Überdosis der nicht letalen Droge.
In der Süddeutschen Digi-Ausgabe von heute kommt der Kommentator Peter Burghardt daher auf den Vergleich mit der Prohibition der 1920er und 1930er Jahre in den USA. Sein Standpunkt: Das damalige Alkoholverbot habe alles nur schlimmer gemacht und Al Capone lasse grüßen. Es gehe darum, den Schwarzmarkt auszutrocknen und illegale Geldflüsse in sprudelnde Steuereinnahmen zu verwandeln. „Solche Ideen sind gewagt, aber vernünftig!“, führt er aus, um dann fortzufahren: „Einen Ausweg gibt es nur, wenn diese Waffen und dieses Geld besser kontrolliert werden. Wenn legale statt illegaler Geschäfte den Preis für den Stoff senken. Wenn Kartelle nicht mehr halbe Staaten kaufen können. Bisher jedoch ist die Drogenpolitik eine irrwitzige Fortsetzung der Prohibition. Die US-Angriffe auf Mexikos Cannabis-Plantagen starteten in den 1970er-Jahren in der Region Sinaloa – heute ist das Sinaloa-Kartell eine der mächtigsten Verbrecherorganisationen der Welt. Anführer Joaquin El Chapo Guzmán wurde Milliardär. Ein Al Capone der Neuzeit.“
Die Argumentation von Burghardt erscheint schlüssig. Ist sie ggf. auch auf andere illegale Drogen übertragbar? Angesichts voller Gefängnisse und immer weiter steigender Drogenkriminalität käme es vielleicht auf einen Versuch an?! Voraussetzung aber müsste dann sein, dass die Milliarden an Dollars und Euros, die zur Zeit unter dem Strich für die polizeiliche und justizielle Bekämpfung aufgewendet werden, sinnvoll in Anti-Drogen-Kampagnen und die Suchtbetreuung gesteckt würden. Beim Tabak scheint das ja doch irgendwie zum Erfolg geführt zu haben. Oder kennt jemand jemanden außer mir und Helmut Schmidt, der noch raucht?
Kategorie: Strafblog
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