„Mag Gott Ihnen verzeihen!“ – 25 Jahre Haft für den „Händler des Todes“



Veröffentlicht am 6. April 2012 von

Viktor Bout, Foto: Drug Enforcement Administration

Deutschland ist eine der größten Waffenexportnationen der Welt, und dass Waffen nicht primär Frieden schaffen, sondern nicht selten bestimmungsgemäß auch tatsächlich zum Töten eingesetzt werden, ist eine Binsenweisheit. Wer Waffen liefert, nimmt die vorsätzliche Tötung von Menschen in Kauf, auch wenn es ihm in erster Linie um´s Geldverdienen geht. Das gilt für die Rüstungsindustrie genauso wie für Politiker, welche mit ihren Entscheidungen Rüstungsgeschäfte ermöglichen. Allerdings werden gegen international tätige Rüstungskonzerne oder gegen Rüstungspolitiker nur selten strafrechtliche Schritte eingeleitet.

Anders ist das im Fall des als „Händler des Todes“ bezeichneten ehemaligen Sowjetoffiziers Viktor Bout. Der wurde jetzt nämlich – wie bei sueddeutsche.de  berichtet wird – von einem US-Gericht wegen Waffenhandels und „Verschwörung zur Tötung von Amerikanern“ zu einer Freiheitsstrafe von 25 Jahren verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haftstrafe gefordert.

Bout war von einer Geschworenenjury bereits im vergangenen November schuldig gesprochen worden. Konkret ging es in dem Verfahren darum, dass er schon vor 4 Jahren versucht haben soll, Boden-Luft-Raketen im Wert von 20 Millionen Dollar an eine kolumbianische Guerilla-Organisation zu verkaufen, die damit US-Hubschrauber abschießen und folglich Amerikaner töten wollten. Was Bout damals nicht wusste: Seine Verhandlungspartner waren US-Agenten, die sich als Waffeninteressenten ausgegeben hatten, um ihn zu dem Geschäft zu überreden. Bei uns nennt man sollche Leute auch „Agent provocateur“. Weil der Waffendeal nur auf die Provokation durch die Agenten zurückzuführen war, hat die für das Strafmaß zuständige US-Richterin nur die gesetzliche Mindeststrafe verhängt und war damit weit unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft geblieben. Bouts Verteidiger hatten dessen Freilassung beantragt.

Bout hatte sich zum Zeitpunkt des Waffendeals eigentlich schon zur Ruhe gesetzt, nachdem er zuvor mit der Lieferung von Rüstungsgütern viele Millionen verdient hatte. So soll er unter anderem Waffen in Krisengebiete wie Kongo, Ruanda, Sierra Leone und Angola geliefert haben.  Bout war dafür in mehreren UN-Resolutionen namentlich verurteilt worden. Der Mann, der die Vorlage für  den Hollywoodfilm „Lord of War – Händler des Todes“ war, wurde eine Zeit lang weltweit gejagt. Nach längerem juristischen Tauziehen war er im vergangenen jahr von Thailand an die USA ausgeliefert worden.  „Sie waren ein weltbekannter Waffenhändler, der die schlimmsten Regime der Welt versorgt hat“, sagte Richterin Scheindlin bei der Urteilsbegründung. Es sei ihm, so die Richterin, nicht in erster Linie um das Töten von Menschen, sondern um´s Geld gegangen. Die Menschen seien ihm egal gewesen.

Im Gerichtssaal – so wird berichtet – habe Bout sich an die im Publikum sitzenden Agenten gewandt, die ihn zu dem Waffendeal überredet hatten. Er habe mit dem Finger auf sie gezeigt und gerufen: „Gott weiß, dass ich Recht habe. Sie müssen mit dieser Wahrheit leben. Mag Gott Ihnen verzeihen!“


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