Mallorcas frühere politische Elite wandert sukzessive in den Knast – 360.000 Euro in Kakao-Dose vergraben



Veröffentlicht am 19. August 2013 von

Kathedrale SonSeu, Palma de Mallorca

Kathedrale SonSeu, Palma de Mallorca

Das Landgericht von Palma de Mallorca hat am vergangenen Freitag einen Antrag der Anwälte der früheren „Inselkönigin“ Maria Antonia Munar auf Haftverschonung zurückgewiesen. Die vormalige langjährige Vorsitzende des mächtigen Inselrates der Balearen und zeitweise Parlamentspräsidentin war am 24. Juli 2013 wegen diverser Korruptionsdelikte verurteilt und sofort in Haft genommen worden. In zwei Verfahren, die allerdings noch nicht rechtskräftig abgeschlossen sind, war sie zu insgesamt 11 1/2 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ich hatte im strafblog darüber berichtet.

Langjährige Haftstrafen waren in den letzten Jahren unter anderem gegen den früheren Bürgermeister und gegen den Bauamtsleiter der Nobel-Gemeinde Port Andratx, gegen den früheren Ministerpräsidenten Jaume Mátas (gegen den noch viele Verfahren anhängig sind) sowie  gegen einen Polizeichef aus Palma verhängt worden. Ende Juli hat es dann einige weitere Mitglieder der politischen und wirtschaftlichen Elite der Insel erwischt. Am 26.7. wurde der ehemalige konservative Wirtschafts- und Industrieminister Cardona durch das Palmeser Landgericht gleich zu 16 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und unmittelbar danach wegen Fluchtgefahr inhaftiert. In seiner Amtszeit von 2003 bis 2007 soll er öffentliche Gelder in Millionenhöhe veruntreut und Bestechungsgelder kassiert haben. Antònia Ordinas, Ex-Geschäftsführerin der balearischen Behörde für Außenhandelsförderung (CDEIB), wurde im selben Verfahren zu 3 Jahren und 8 Monaten Haft wegen illegaler Auftragsvergaben verurteilt. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin hatte die geständige Frau zuvor 300.000 Euro Bestechungsgelder an den Staat zurückgezahlt. Weitere 360.000 Euro und belastende Unterlagen waren bei einer Hausdurchsuchung in einer im Garten vergrabenen Kakao-Dose der Marke Colacao gefunden worden. Der Name „Colacao“ ist inzwischen auf Mallorca zum Synonym für Korruption mutiert. ´Die Ehefrau Ordinas, die Sopranistin Isabel Rosselló, wurde zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt.

Der ehemalige Regierungsdirektor Kurt Viaene wurde im Rahmen einer Verfahrensabsprache zu einer Haftstrafe von „nur“ 5 Jahren und 5 Monaten verdonnert, die er am 2.8. antreten musste. Er hatte kurz vor Prozessbeginn ein Geständnis abgelegt und sich damit eine deutlich höhere Strafe erspart.

Mit 3 Jahren und 3 Monaten Freiheitsstrafe kam der Unternehmer und ehemalige Gemeinderat von Lloseta,  Felip Ferré von der konservativen Partido Popular (PP), davon. Er hatte gestanden, Schmiergelder für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen gezahlt zu haben.

Wie das deutschsprachige Mallorca Magazin berichtet, hat inzwischen eine ganze Reihe von Beschuldigten mit Wiedergutmachungsleistungen begonnen, um hierdurch Strafmilderung zu erreichen. Neben Ordinas hat auch der bereits verurteilte UM-Politiker Bartomeu Vicens 160.000 Euro zurückgezahlt. Der frühere PP-Stadtrat von Palma, Rodrigo de Santos, der mit einer Kreditkarte auf Kosten des Steuerzahlers 50.000 Euro in Schwulen-Bordellen gelassen hatte, hat diesen Betrag inzwischen zurückgeführt, was ihn trotzdem nicht vor einer Haftstrafe bewahrte, und der frühere Geschäftsführer der Palma Arena, Jorge Moisés, zahlte 12.000 Euro zurück.

Eine Ende der Korruptionsprozesse auf der Deutschen liebster Ferieninsel ist nicht in Sicht.

 

 


Kategorie: Strafblog
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