Seine Hände waren zärtlich, seine Hände waren stark …



Veröffentlicht am 29. Dezember 2012 von

http://youtu.be/4xRJ6jbCv1o
Es muss 1974 oder 1975 gewesen sein, als ich das Gitarrensängerduo „Zupfgeigenhansel“ auf dem Festival der Jugend sein Victor-Jara-Lied spielen und singen hörte, und tausende von überwiegend jungen Menschen ließen ihre Feuerzeuge und Kerzen leuchten und waren nicht weniger ergriffen als ich. Am 16. September 1973 war der in Chile ungeheuer populäre Liedermacher und Sänger Victor Jara im Alter von 41 Jahren von den Schergen des Diktators Pinochet ermordet worden, 5 Tage nach dem blutigen Putsch gegen den demokratisch gewählten, linksgerichteten Präsidenten Salvador Allende. Zuvor hatten die Mörder seine ihnen verhassten Hände, mit denen er seine Songs schrieb und die Saiten seiner Gitarre erklingen ließ, verstümmelt und ihn brutal gefoltert. Mindestens 44 Kugeln sollen seinem Leben ein Ende bereitet haben. Victor Jara war nach dem Putsch zusammen mit ca. 5.000 anderen Anhängern Allendes in das Stadion von Santiago de Chile eingesperrt worden, das seit dem Jahr 2003 seinen Namen trägt.

Jetzt, fast 40 Jahre später, hat die chilenische Justiz nach einem Bericht bei zeit.de Haftbefehle gegen 8 ehemalige Miltärs erlassen, die an dem Mord beteiligt gewesen sein sollen. Haupttäter sollen ein Hugo Sánchez Marmonti und ein Pedro Barrientos Núñez sein, der sich angeblich in den USA aufhalten soll.

Die sterblichen Überreste Vicotor Jaras wurden erst vor drei Jahren anlässlich einer dreitägigen Gedenkfeier an den Poeten mit einer feierlichen Zeremonie vor 3.000 Menschen auf dem Cementario General in Santiago beigesetzt und es ist wohl tatsächlich so, dass er in den Herzen seines Volkes (oder jedenfalls eines großen Teils desselben) weiterlebt.

Hier der Text des Victor-Jara-Lieds von „Zupfgeigenhansel“:

Victor Jara

Victor Jara war ein Bauersohn

Als Kind arbeitete er

auf sonnenheißen Feldern

Das Leben in Chile war schwer

Seine Hände wurden stark

Seine Hände wurden stark

Er wuchs und lernte kämpfen

Seine Augen sahen immer mehr

Sie sahen die Ungerechtigkeiten

in den Dörfern und Städten ringsumher

Das Kämpfen und das Feiern

und was das Leben macht

hat er für sein chilenisches Volk

in Töne und Verse gebracht

Diese Verse waren zärtlich

Diese Verse waren stark

Er sang für die Minenarbeiter

für die Bauern auf dem Land

Er sang vor vielen Fabriken

und jeder Arbeiter verstand

Er begleitete Allende

War viel Arbeit Tag und Nacht

Er sang : Nimm deines Bruders Hand

Es wird Schluss mit der Not gemacht

Seine Hände waren zärtlich

Seine Hände waren stark

An einem hellen Tag im September

schlug die Mörderjunta zu

Faschisten-Generäle überfielen das Land

und in Chile herrschte Friedhofsruh

Tausende in Kerkern,

auch Victor Jara war dabei

Sie verschleppten viele ins Stadion

zu Folter und Quälerei

Und nichts mehr war zärtlich

Nein, nichts mehr war stark

Erschießungen am Morgen

Schüsse auch in der Nacht

Pinochets Folterschergen

Haben Victor Jara nicht stumm gemacht

Er sang dort für seine Genossen

Seine Stimme machte vielen Mut

Er zersang all ihre Ängste

Selbst angstvoll und doch voller Mut

Denn seine Stimme war zärtlich

Seine Stimme war stark

Die Faschisten zerbrachen seine Hände

trotzdem hat er Lieder gemacht

Da zerschlugen die Bestien sein Gesicht

Haben ihn langsam umgebracht

Victor Jara wurde ermordet

Doch seine Lieder sind nicht tot

Sie singen weiter von der Freiheit

helfen Chiles Volk in der Not

Denn seine Lieder sind lebendig

Seine Lieder sind stark

Und wir hören seine Stimme

singen von dem, was noch zählt

In dem Kampf um Chiles Freiheit :

Das ist unsre Solidarität

Diese Kraft ist zärtlich

Diese Kraft ist stark

Diese Kraft ist zärtlich

Ja. diese Kraft ist stark

Unsere Kraft ist zärtlich

Ja, die Wahrheit ist stark


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