Todesstrafe in den USA : Auf 100 Männer kommt eine Frau – Lisa Coleman lächelte bei ihrer Hinrichtung



Veröffentlicht am 18. September 2014 von

Rainer Pohlen

Rainer Pohlen

Laut spiegel-online ist Lisa Coleman die 15. Frau, die in den USA seit dem Jahr 1976 hingerichtet wurde. Im selben Zeitraum seien rund 1.400 Todesurteile gegen Männer vollstreckt worden.

Der Bundesstaat Texas ist besonders unnachgiebig, wenn es um die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe geht. 515 Hinrichtungen waren es laut Wikipedia am 06.08.2014 im Heimatstaat von Ex-Präsident George Bush, Oklahoma folgt mit weitem Abstand (111 Hinrichtungen) auf Platz 2. Begnadigungen kommen im Zentrum des Wilden Westens nur selten vor, hier herrrschen law & order und alttestamentarisch geprägte staatliche Grausamkeit.

Die 38-jährige Lisa Coleman soll gelächelt haben, als sie vor kurzem hingerichtet wurde. Sie habe den Hinrichtungszeugen, darunter Freunde und eine Tante, zugenickt und gesagt, sie liebe sie alle. Und sie liebe die anderen Frauen im Todestrakt. Denen solle ausgerichtet werden, dass sie stark geblieben sei. Sie sollten „die Köpfe nicht hängen lassen“. Anders als in anderen bekannt gewordenen Fällen, in denen die Delinquenten reichliche Qualen erlitten, bevor sie starben, soll die Giftspritze bei Lisa Coleman schnell gewirkt haben. Sie habe die Augen geschlossen, als ihr das Gift injiziert wurde, ein paar kurze Atemzüge, dann habe sie sich nicht mehr bewegt.

Lisa Coleman soll für den Tod des Sohnes einer Freundin im Jahr 2004 verantwortlich sein. Davontae Williams, um den sie sich damals gekümmert habe,  starb an Unterernährung und den Folgen von Misshandlungen. Der Junge, dessen Alter in dem Beitrag nicht angegeben wird,  soll zum Zeitpunkt seines Todes nur noch 16 Kilogramm gewogen haben.  Er habe mehr als 250 Wunden am ganzen Körper gehabt, darunter Verbrennungen, die von Zigaretten und Zigarren stammten. „Es gab keinen Zentimeter seines Körpers, der nicht verletzt oder vernarbt war“, wird  Staatsanwalt Dixie Bersano zitiert.

Die Todesstrafe wurde – seltsam genug – nicht wegen Mordes, sondern wegen Kidnappings verhängt. An den Handgelenken des Kindes waren Verletzungen festgestellt worden, die darauf hindeuteten, dass der Junge zeitweise gefesselt worden war. Colemans Anwalt hatte argumentiert, bei der Fesselung habe es sich um eine im Einvernehmen mit der Mutter durchgeführte „erzieherische Maßnahme“ und nicht um eine Entführung gehandelt. Die Kindesmutter war nach einem entsprechenden Deal zu lebenslanger Haft verurteilt worden und darf frühestens im Jahr 2044, also nach 40 Jahren Haft, entlassen werden.

So schlimm die Tat auch war, ich bleibe bei meiner Auffassung, dass die Todesstrafe eine Sanktion ist, die in einer humanistischen Gesellschaft nichts zu suchen hat. Ich habe insoweit schon wiederholt auf die aus meiner Sicht immer noch aktuelle Schrift  „Über Verbrechen und Strafe“ von Cesare Beccaria aus dem Jahr 1764 hingewiesen. Es ist erschreckend, dass die sich gerne als Vorbild für den Rest der Welt aufspielenden USA immer noch auf den vorderen Rängen der weltweiten Hinrichtungsskala liegen.


Kategorie: Strafblog
Permalink: Todesstrafe in den USA : Auf 100 Männer kommt eine Frau – Lisa Coleman lächelte bei ihrer Hinrichtung
Schlagworte: